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Schaufensterkrankheit (pAVK) / Arterielle Durchblutungsstörungen
Arterielle Durchblutungsstörungen sind in den allermeisten Fällen die Folge einer fortschreitenden Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Hierbei werden Fette und Kalk in die Arterienwand eingelagert und die Arterie im Rahmen eines schleichenden Prozesses erst verengt und schließlich verschlossen. Blutgerinnsel, die an solchen Verkalkungen entstehen, können auch einen plötzlichen Gefäßverschluss hervorrufen. Schlaganfall und Herzinfarkt sind die bekanntesten Folgen einer Durchblutungsstörung.
Durchblutungsstörungen der Beine oder der Arme (periphere arterielle Verschlusskrankheit oder auch pAVK) machen sich besonders in Situationen bemerkbar, die für den Körper Arbeit oder Anstrengung bedeuten. Sind Arm- oder Beinmuskeln unterversorgt, entstehen bei Belastung typischerweise krampfähnliche Schmerzen, die in Ruhe wieder zurückgehen. Die Durchblutungsstörungen sorgen so z.B. für Beschwerden beim Gehen, wodurch die Betroffenen nach einer bestimmten Gehstrecke stehen bleiben müssen; daher die Bezeichnung „Schaufensterkrankheit“.Auch nicht heilende Wunden oder Geschwüre an den Beinen können auf eine ernsthafte Durchblutungsstörung hinweisen. Erst bei schweren Durchblutungsstörungen entstehen bleibende Schäden am Gewebe.
Wer bekommt die Schaufensterkrankheit/pAVK?
Die Schaufensterkrankheit ist weit verbreitet. Man geht davon aus, dass bei zirka 20% der 65-Jährigen bereits eine Verkalkung der Beinarterien vorliegt. Das Risiko ist bei Männern etwas höher als bei Frauen. Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Nikotin, hohes Cholesterin, Bewegungsmangel und Stress beschleunigen die Entstehung der Arteriosklerose. Sehr häufig liegen mehrere dieser schädlichen Einflüsse gleichzeitig vor.
Was können Sie selbst dagegen tun?
Nach heutigem Wissen ist eine fortgeschrittene Arteriosklerose wohl nicht mehr rückgängig zu machen. Aber man kann ihre Weiterentwicklung erheblich verlangsamen oder vielleicht sogar stoppen. Wenn es gelingt, die Risikofaktoren zu kontrollieren, ist schon viel gewonnen.
Was können wir tun?
Gefäßchirurgen stehen heute vielfältige Methoden zur Verfügung, um die Durchblutung zu verbessern. Diese lassen sich im Wesentlichen in sog. interventionelle und operative Maßnahmen einteilen. Zu den interventionellen Verfahren zählen die Ballonaufdehnungen mit und ohne Stentimplantationen, die operativen Verfahren umfassen Ausschäloperationen (lokale Beseitigung einer Engstelle oder eines Verschlusses durch Beseitigung des Kalks) oder Bypassverfahren. Alle Verfahren können miteinander kombiniert werden.
Die Ballonaufdehnung
Bei Verringerung der Gehstrecke und erhöhtem Leidensdruck bei ausgeschöpften konservativen Maßnahmen sind Interventionen notwendig. Insbesondere im Bereich der Becken- und Oberschenkeletage können die Gefäßveränderungen durch eine Aufdehnung und/oder Stent-Implantationen therapiert werden. Hierbei wird durch die Haut zunächst eine sog. Schleuse in die Schlagader gelegt, durch die dann Drähte und Aufdehnballons bzw. Stents in das Gefäß eingebracht werden. Hierzu ist meistens nur eine lokale Betäubung erforderlich. Insbesondere im Bereich der Beckenarterien hat es sich bewährt, das Gefäß zusätzlich mit einem Stent zu versorgen, der unmittelbar nach dem Aufdehnen über die Schleuse eingebracht werden kann. Manchmal ist es ist möglich, mit dieser Methode verschlossene Gefäße wieder zu eröffnen.
Allerdings kann sich ein einmal aufgedehntes Gefäß wieder verschließen. Während die Offenheitsraten der interventionellen Verfahren im Bereich der großen Beckengefäße gut sind – zumal die Behandlungen wiederholt werden können –, sind die Ergebnisse im Bereich der Oberschenkel- oder Unterschenkelschlagadern schlechter. Mittlerweile stehen auch Kathetersysteme zur Behandlung der Unterschenkelarterien zur Verfügung. Sie sollten nur nach individueller Risikoabschätzung eingesetzt werden.
Nach der Behandlung müssen Sie mit einem Druckverband sechs bis zwölf Stunden Bettruhe halten, um ein regelrechtes Verschließen des Punktionskanals in der Schlagader zu gewährleisten. Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind erforderlich, um frühzeitig das erneute Auftreten einer Engstelle zu erkennen. Eine Ballonaufdehnung kann dann ggfs. wiederholt werden. Manchmal ist in diesen Fällen die Verwendung spezieller Ballons und Stents, die mit Medikamenten beschichtet sind, erforderlich.
Operative Verfahren
Vieles lässt sich heute interventionell beheben. Es gibt jedoch Fälle, in denen Rekonstruktionen mit den klassischen Bypassverfahren oder Ausschäloperationen, den sogenannten Thrombendarteriektomien oder Desobliterationen, nötig werden.
Bei den Thrombendarteriektomien wird der Kalk aus dem Gefäß entfernt und die Schlagader auf diese Weise wieder durchgängig. Insbesondere im Bereich der Beckenarterien gelingt es häufig, diesen Kalk von der Leiste aus herauszuziehen, so dass kein Schnitt auf der Bauchwand erfolgen muss. Die Gefäße werden meistens an der Stelle, wo sie eröffnet wurden, mit einem Patch, einem Flicken aus Kunststoff oder körpereigener Hautvene, wieder verschlossen.
Bei Bypassoperationen wird der verschlossene Gefäßabschnitt durch eine Umgehung, einen Bypass, ausgeschaltet. Dabei spielt das Bypassmaterial eine große Rolle. Kunststoff-Materialien sind in jeglicher Länge und Größe verfügbar, aber der körpereigenen Vene als Bypassmaterial unterlegen. Ferner stehen biologische Bypassmaterialien zur Verfügung. Mit diesen Materialien sind heutzutage auch Bypassimplantationen möglich.Wie geht es nach einem Gefäßeingriff weiter?
Während Sie nach einer interventionellen Behandlung meistens am Folgetag bereits wieder nach Hause gehen können, bedarf es nach einer operativen Behandlung und insbesondere nach ausgedehnten Bypassoperationen einer speziellen Nachsorge. Hierzu steht Ihnen auf unserer gefäßchirurgischen Station ein Team aus speziell ausgebildeten Pflegekräften zur Verfügung. Physiotherapeuten helfen Ihnen, buchstäblich wieder auf die Beine zu kommen. Wir bieten Ihnen auch regelhaft die Einleitung von Rehabilitationsmaßnahmen an. Sollten Sie darüber hinaus für zu Hause Hilfen benötigen, stehen Ihnen die Mitarbeiter des Bereichs Sozialdienst / Pflegeberatung mit Rat und Tat zur Seite.
Wichtig ist auch die medizinische Nachsorge. Wir raten Ihnen:
- Lassen Sie Blutdruck, Blutzucker, Fett- und Harnsäurewerte regelmäßig kontrollieren
- Stellen Sie das Rauchen ein
- Bewegen Sie sich regelmäßig
- Kommen Sie zu den Nachsorgeterminen, denn durch regelmäßige Ultraschalluntersuchungen der Gefäße lassen sich neu auftretende Gefäßengstellen frühzeitig erkennen und behandeln
Der langfristige Erfolg einer Behandlung hängt wesentlich davon ab, wie konsequent Sie gegen Ihre Risikofaktoren vorgehen. Wie lange ein Gefäß offenbleibt, wird weitgehend vom Fortschreiten der Arteriosklerose bestimmt.
Zur pAVK-Selbsthilfegruppe am Marien-Hospital fachlich begleitet von Dr. Jürgen Hinkelmann.
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Aortenaneurysma / Erweiterung einer Schlagader
Unter einem Aneurysma versteht man die Erweiterung einer Schlagader (Aorta). Diese Erweiterung kann in allen Körperregionen auftreten. Sie betrifft am häufigsten die Bauchschlagader (Bauchaortenaneurysma oder auch abgekürzt BAA). Die Hauptgefahr besteht darin, dass ein Aneurysma plötzlich platzt und es zur inneren Verblutung kommt. So sind z.B. Albert Einstein, Thomas Mann und Charles de Gaulle verstorben. Andere Risiken bestehen u.a. in der Bildung von Blutgerinnsel im Aneurysma, die verschleppt werden und dann zu akuten Gefäßverschlüssen in den Beinen führen können.
Was ist die Ursache für ein Bauchaortenaneurysma (BAA)?
Die meisten Aneurysmen werden durch die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) hervorgerufen. Geschätzt fünf von hundert Männern über 65 Jahren haben eine krankhafte Erweiterung der Hauptschlagader, welche überwacht werden sollte. Bei einem von hundert Patienten ist eine umgehende Behandlung notwendig. Aktive und frühere Raucher sind besonders gefährdet. Darüber hinaus wird auch eine erbliche Veranlagung beobachtet. Frauen haben ein deutlich niedrigeres Risiko zu erkranken.
Da die überwiegende Zahl der Aortenaneurysmen keinerlei Beschwerden verursacht, sind Vorsorgeuntersuchungen sehr wichtig. Hierbei können mit einer einfachen Ultraschalluntersuchung die allermeisten Bauchaortenaneurysmen diagnostiziert werden. Gefäßchirurgen plädieren daher dafür, dass sich alle Männer ab dem 65. Lebensjahr sowie Patienten mit Risikofaktoren für eine Arteriosklerose screenen lassen sollten. Unser Gefäßzentrum beteiligt sich regelmäßig an den Gefäßtagen der verschiedenen Fachgesellschaften – die Termine veröffentlichen wir jeweils in unserem Internetauftritt.
Wann und wie sollte ein Aortenaneurysma operiert werden?
Ab einem Durchmesser des Aneurysma von fünf Zentimeter steigt die Gefahr des Platzens durch einen Gefäßwandeinriss erheblich an, so dass das Aneurysma ausgeschaltet werden sollte. Dazu stehen zwei Verfahren zur Verfügung: Bei der konventionellen oder offenen Operation erfolgt die Eröffnung des Bauches. Oberhalb und unterhalb der Gefäßerweiterung wird das Blutgefäß abgeklemmt, längs geöffnet und eine Gefäßprothese als Ersatz eingenäht. Nach Freigabe des Blutstromes wird die ursprüngliche Gefäßwand zum Schutz der umgebenden Organe wieder um die Prothese gelegt und vernäht.
Beim endovaskulären Verfahren mit einer Stent-Prothese wird über die Leistenschlagader eine durch ein Drahtgeflecht verstärkte Prothese von innen in das Aneurysma eingebracht. Die Gefäßaussackung wird dadurch ebenfalls ausgeschaltet. Der Eingriff ist schonender, weil die Bauchhöhle nicht eröffnet wird. Nachteilig ist eine regelmäßige, oft lebenslange Überwachung; so gehören jährliche CT-Untersuchungen des Bauches zum Nachsorgeprogramm.
Wir können heutzutage zwar die überwiegende Anzahl der Aneurysmen endovaskulär ausschalten, es gibt jedoch Aneurysmen, die sich mit diesem Verfahren nicht behandeln lassen. Daher legen wir hohen Wert auf eine umfassende und individuelle Patienten-Beratung im Rahmen unserer Gefäßsprechstunde.
Wie geht es nach der Operation weiter?
Während Sie das Krankenhaus nach der Behandlung mit einer Stentprothese bereits nach drei bis vier Tagen und nach einer offenen Operation nach acht bis zehn Tagen wieder verlassen können, dauert die ganze Erholungsphase etwas länger. Bei Bedarf organisieren wir für unsere Patienten ambulante oder stationäre Rehabilitationsmaßnahmen. Auch sollten Risikofaktoren wie Rauchen, erhöhte Blutfettwerte, Zuckerkrankheit, Übergewicht und andere unbedingt von Ihnen und Ihrem Hausarzt unter Kontrolle gebracht werden.
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Krampfadern
Krampfadern sind ein weit verbreitetes Problem und waren bereits den Ärzten im alten Ägypten bekannt. Man schätzt, dass mindestens 30% der Deutschen an Krampfadern leiden. Der Begriff Krampfadern (Varikosis) stammt von dem mittelhochdeutschen Wort „Krummadern“ ab, das heißt krumme, geschlängelte Adern. Eine Krampfader (Varize) ist aber nicht nur eine geschlängelte, sondern auch eine erweiterte und in ihrer Funktion gestörte Vene.
Wer bekommt Krampfadern?
Eine wesentliche Ursache für dieses Krankheitsbild ist die ererbte Bindegewebsschwäche mit Schwächung der Venenwand und der Venenklappen und einem dadurch verursachten gestörten Rückfluss des Blutes in die oberflächlichen und tiefen Beinvenen. Gefördert wird dieses Leiden vor allem durch Übergewicht, vieles Stehen in gewissen Berufen, Schwangerschaft und Bewegungsarmut.
Welche Beschwerden verursachen Krampfadern?
Krampfadern verursachen selbst keine Beschwerden oder gar Schmerzen. Krampfadern können jedoch eine Beinschwellung bewirken, die sich durch Spannungsgefühl, das Gefühl schwerer Beine oder Muskelkrämpfe bemerkbar machen kann. Manchmal kommt es auch zu einer Entzündung einer Krampfader, der sog. Varikophlebitis. Diese Entzündung macht sich bemerkbar durch eine hochrote geschwollene Vene, die sehr druckschmerzhaft sein kann. Je nachdem, wie dick die Haut über einer Krampfader noch ist, können diese bei Verletzungen stark bluten. Diese Blutung lässt sich jedoch durch lokale Kompression immer stoppen.
Warum können Krampfadern Beinschwellungen verursachen?
Krampfadern haben infolge Überdehnung schließunfähige oder gar zerstörte Klappen, wodurch eine umgekehrte Fließrichtung des Blutes entsteht: in Richtung Fuß statt zum Herzen. Dadurch wird die Muskel-Venen-Pumpe überlastet, so dass eine vermehrte Blutfülle im unteren Abschnitt des Beines entsteht. Bei starkem venösem Rückstrom und starker Schwellneigung kann es innerhalb von Jahren auch zu chronischen Hautveränderungen bis hin zum sogenannten „offenen Bein“ (Ulcus cruris) kommen.
Was kann man gegen Krampfadern tun?
Wir unterscheiden operative und konservative Behandlungsmethoden. Die Kompressionsbehandlung ist schon seit vielen Jahrhunderten als wirksam bekannt, auch wenn man früher die Beine nur wickeln konnte. Die Kompression verbessert die Förderleistung der Muskel-Venen-Pumpe. Es gibt Kompressionsstrümpfe in allen Formen und Farben, die auch modische Ansprüche befriedigen, und in verschiedenen Stärken. Bei täglichem Tragen und richtiger Pflege sollte der Strumpf nach ca. sechs Monaten überprüft und ggfs. ersetzt werden.
Veröden von Varizen (Sklerotherapie)
Mittels Injektion eines Verödungsmittels in die Krampfadern wird eine künstliche Venenentzündung provoziert, was zu einer bindegewebigen Umwandlung der Krampfadern führt. Diese Methode ist risikoarm und belastet den Patienten kaum. Sie wird bevorzugt bei Seitenast- und Besenreiservarizen eingesetzt.
Radiofrequenztherapie (VNUS Closure fast)
Bei diesem neuen Verfahren wird per Punktion eine Sonde (VNUS) eingebracht und auf 120°C erhitzt. Durch langsames Zurückziehen der Sonde verschließt die Vene. Dieses Verfahren verursacht in der Regel weniger Beschwerden, und unsere Patienten sind früher wieder arbeitsfähig.
Operative Therapie
Die Hauptkrampfader wird mit Hilfe einer Sonde unter der Haut herausgezogen (sogenanntes Stripping), kleinere Seitenäste werden über kleine Einschnitte entfernt, die nicht genäht, sondern mit Klammerpflastern wieder verschlossen werden, um ein möglichst gutes kosmetisches Ergebnis zu erzielen. Zwar bleibt die Neigung zur Neubildung von Krampfadern nach einer Operation bestehen, jedoch erreicht eine neu auftretende Krampfader selten das gleiche Ausmaß wie vor dem Eingriff.
Welches Therapieverfahren ist das richtige?
Welche Therapieform in Frage kommt, hängt vom Ausmaß der Erkrankung und den betroffenen Gefäßabschnitten ab. Wichtig ist hierfür die exakte Diagnostik, die wir im Rahmen unserer Sprechstunde vornehmen. Zu bedenken ist, dass die Neigung zur Bildung von Krampfadern angeboren ist. Wir können deshalb Krampfadern beseitigen, aber nicht verhindern, dass sie erneut auftreten. Daher ist auch nach einer erfolgreichen Therapie eine regelmäßige Kontrolle notwendig.
Die Venenthrombose
Venen sind Blutleiter, die Blut aus den Organen und Extremitäten zum Herzen zurückführen. Es wird unterschieden zwischen einem oberflächlichen und einem tiefen System, wobei ca. 90% des Blutes über das tiefe System ablaufen. Bei einer tiefen Becken- oder Beinvenenthrombose kommt es zu einer mehr oder minder vollständigen Verstopfung der Venen durch ein Blutgerinnsel.
Woran erkennt man eine Venenthrombose?
Symptome sind ein Schweregefühl im Bein, evtl. auch Schmerzen, Schwellung, lokale Druckempfindlichkeit, Überwärmung, rötlich-bläuliche Verfärbung und vermehrt sichtbare Hautvenen. Die Folge einer Thrombose, die über eine innere Narbenbildung ausheilt, ist eine Zerstörung der Venenklappen, so dass das Blut ins Bein zurückläuft. Dies führt über eine chronische Stauung zu einer zunehmenden Schwellung und manchmal zu offenen Beinen.
Wodurch entsteht eine Venenthrombose?
Die Gerinnsel können durch eine Verletzung der Venenwand, eine Veränderung der Blutzusammensetzung oder eine Verlangsamung des Blutstromes entstehen. Risikofaktoren sind Venenverletzungen, Gerinnungsstörungen, Austrocknung, Rauchen, Einnahme bestimmter Medikamente (Pille, Drogen), ungenügende Bewegung (Operation, Gips, lange Flug- oder Autoreisen).
Diagnostik
Die Diagnose wird anhand der klinischen Untersuchung, einer Ultraschalluntersuchung, einer Blutuntersuchung und in Ausnahmefällen auch durch eine Kontrastmitteluntersuchung (Phlebographie, CT) gestellt. Bei einer ausgedehnteren Thrombose, bei der auch Luftnot aufgetreten ist und damit der Verdacht auf eine Lungenembolie besteht, wird auch das Herz mittels Ultraschall auf Belastungszeichen untersucht. Bei einer Embolie hat sich ein Teil des in den tiefen Venen vorhandenen Blutgerinnsels abgelöst und ist mit dem Blutstrom in die Lunge gelangt. Die Verstopfung der Lungenstrombahn führt dann zu einer Belastung des Herzens.
Behandlung der Beinvenenthrombose
Die Behandlung ist abhängig von der Ausdehnung und dem Alter der Thrombose, aber auch von den vorhandenen Begleiterkrankungen.
Allen Behandlungen ist in der Regel eine drei- bis sechsmonatige Blutverdünnung mit Heparin oder Marcumar bzw. anderen Blutgerinnungshemmern gemeinsam. Nach sechs Monaten sollten die Venen im Ultraschall kontrolliert werden. Sollte bereits früher eine Thrombose aufgetreten sein oder ein starker Gerinnungsdefekt festgestellt werden, wird evtl. eine lebenslange Blutverdünnung empfohlen.
Die konservative Therapie besteht neben der Blutgerinnungshemmung aus einer Behandlung der Beinschwellung durch Hochlagern des Beines, Anlegen von Kompressionsverbänden sowie der Einleitung einer (manchmal auch lebenslangen) Kompressionsstrumpfversorgung.
Betrifft der Verschluss nur den Unterschenkel, sind die Beschwerden meist nicht so stark. Reichlich Bewegung soll eine weitere Ausbreitung verhindern. Eine Krankenhausbehandlung ist nur bei Beschwerden erforderlich. Größere Embolien und schwere Spätschäden sind nicht zu erwarten.
Geht die Thrombose über das Knie bis zur Leiste oder sogar bis ins Becken, ist das Bein meist stärker geschwollen und sollte einige Tage hoch gelagert werden. Auch bestehen meistens starke Beschwerden, so dass die Behandlung im Krankenhaus vorgenommen werden muss.
Es gibt mittlerweile auch Verfahren, mit denen versucht wird, das Gerinnsel im Bein zu zerkleinern und mit Medikamenten aufzulösen. Ob ein solches Verfahren sinnvoll ist, muss jedes Mal individuell neu entschieden werden.
Reicht die Thrombose über die Leistenregion hinaus ins Becken, kann eine sog. Lysetherapie, d.h. das Auflösen der Gerinnsel mit Medikamenten, oder eine operative Therapie sinnvoll sein. Dabei werden über einen kurzen Leistenschnitt die tiefe Vene freigelegt und mit einem Ballonkatheter die Gerinnsel geborgen. Sollte sich als Ursache eine Engstelle der Beckenvene zeigen, kann diese in gleicher Sitzung mittels Ballonaufdehnung und Stentanlage (Gefäßstütze aus feinem Draht) beseitigt werden. Um einen guten Durchfluss in der Beckenvene zu gewährleisten und eine erneute Thrombose zu vermeiden, wird im Anschluss eine Verbindung zwischen der Arterie und der tiefen Vene geschaffen. Diese muss dann drei Monate später bei einer erneuten Operation verschlossen werden.
Auch bei einem älteren Verschluss der Beckenvene mit starker Schwellneigung oder gar einem Unterschenkelgeschwür kann eine kathetergesteuerte Wiedereröffnung die Symptome lindern. Ob dieses Verfahren im individuellen Fall möglich ist, können wir durch eine Ultraschall- und Kontrastmitteluntersuchung klären und eine Wiedereröffnung mittels sog. Stents in einer Operation vornehmen.
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Nicht heilende Wunden
Dr. Hinkelmann, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie ist endovaskulärer Spezialist und zusätzlich zertifizierter Wundmanager ZWM© mit besonderer Expertise in der Behandlung chronischer Wunden.
Wir behandeln Patienten mit chronischen nicht heilenden Wunden („Ulcus cruris, diabetisches Fußsyndrom“). Diesbezüglich bieten wir das gesamte Spektrum der modernen Wundbehandlung sowie nicht operativer und operativer Maßnahmen einschließlich der plastischen Deckungsverfahren. Häufig gelingt es, auch seit Jahren und Jahrzehnten bestehende Unterschenkelgeschwüre wieder zur Abheilung zu bringen. Die aesthetische Varizenchirurgie unter Verwendung der endovenösen Radiofrequenzablation (VNUS Closure fast - System®) gehört ebenfalls zu unseren Schwerpunkten.
Kalt-Plasma verbessert die Wundheilung
Als erste medizinische Abteilung am Niederrhein setzt die Klinik für Gefäßchirurgie am Marien-Hospital, einer Einrichtung der pro homine gGmbH, nun ein Gerät zur Wundbehandlung mit Kalt-Plasma-Technologie ein. Plasma kann als „vierter Aggregatzustand“ der Materie bezeichnet werden, den Gas durch die Zufuhr von Energie annimmt. Technische Neuerungen ermöglichen es, das physikalische Phänomen medizinisch zu nutzen. Dafür sind keine hohen Temperaturen notwendig, daher die Bezeichnung „kaltes Plasma“.
Die Gefäßchirurgie hat häufig mit chronischen Wunden zu tun, denen zu etwa 80 Prozent eine Durchblutungsstörung oder ein Venenleiden zu Grunde liegt. Mit dem neuen Verfahren können einerseits die ursächlichen Gefäßerkrankungen therapieren und andererseits die Wundheilung beschleunigen. Die eigentliche Plasma-Anwendung dauert dabei nur 20 bis 40 Sekunden, ist unspektakulär und völlig schmerzfrei. Sie kann im Rahmen der ambulanten Wundsprechstunde erfolgen. Anfangs muss das Plasma täglich angewendet werden, mit zunehmender Wundheilung kann auf längere Intervalle gewechselt werden – insbesondere dann, wenn die Behandlung mit den anderen Methoden der modernen feuchten Wundbehandlung kombiniert wird.
Bessere Durchblutung
Kaltes Plasma ist ein ionisiertes Gas, das durch ein elektrisches Feld erzeugt wird. Dieses elektrische Feld führt zu einer Tiefenstimulation der behandelten Haut- bzw. Wundfläche. Dieses Verfahren wirkt nachhaltig und verbessert die Durchblutung im behandelten Hautareal. Das bewirkt eine verbesserte Versorgung der Wunde mit Sauerstoff und Nährstoffen, die Wundheilung wird aktiviert.Durch ihre chemische Zusammensetzung wirken die Plasma-Teilchen zuverlässig keimabtötend und effektiv selbst gegen multiresistente Keime wie MRSA. Darüber hinaus setzen sie giftige Botenstoffe matt, führen zur Abstoßung geschädigter Zellen mit anhaftenden Bakterien und stimulieren auf diese Weise die Wundheilung.
In der Gefäßchirurgie wird die Kalt-Plasma-Technologie zur Behandlung von chronischen Wunden, venösen und arteriellen Geschwüren, Druckgeschwüren und des diabetischen Fußsyndroms eingesetzt. Diese Wunden sind sehr hartnäckig und verursachen mannigfache Probleme. Umso mehr freut sich Dr. Hinkelmann, die neue Technik den Patienten im Marien-Hospital anbieten zu können.
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Dialyse-Shunt
Zur regelmäßigen Blutwäsche (Dialyse) bei geschwächter Nierenleistung benötigt der behandelnde Nephrologe (Nierenspezialist) einen immer wieder benutzbaren Zugang zum Blutkreislauf des Patienten. Dieser wird per Operation geschaffen, indem eine Armvene mit einer Schlagader verbunden wird (sog. AV-Fistel oder Shunt). Die Vene muss sich allerdings erst mehrere Wochen an den neuen Blutfluss gewöhnen, bevor sie benutzt werden kann. Daher ist es sinnvoll, Wochen oder Monate, bevor eine Dialyse erforderlich wird, eine solche Verbindung anzulegen. Etwa 15 bis 20% aller Fisteln verschließen sich spontan wieder, ohne dass ein operativer Fehler vorliegt. Deshalb kann mehr als eine Operation erforderlich sein, um einen Shunt zu schaffen. Sollten Venen nicht zur Shuntanlage geeignet sein, kann es erforderlich werden, ein künstliches Gefäß zwischenzuschalten.