"Knie-Roboter" mit digitaler Bandmessung

Patienten profitieren von höchster Präzision

Als einziges Krankenhaus in der Region setzt das Endoprothetik-Zentrum (EPZ) seit Sommer 2022 am St. Willibrord-Spital unter Leitung von Chefarzt Dr. Heiko Rüttgers den Hightech-Roboter OMNIBotics® bei der Implantation künstlicher Kniegelenke ein. Der Roboter stammt aus den Entwicklungslabors des britischen Medizintechnik-Unternehmens und Endoprothesen-Herstellers Corin. Dr. Rüttgers weist auf den entscheidenden Vorteil hin: Neben der optimalen Position für die Verankerung der Prothese im Knochen berücksichtigt der Roboter auch die Bandspannung in allen Bewegungsabläufen. Dies ist entscheidend für ein sicheres Beugen und Strecken des künstlichen Gelenks ohne Stabilitätsverlust. Im Ergebnis kommt der Patient nach dem Eingriff erheblich besser mit seinem Gelenk zurecht.

Anders als etwa an der Hüfte gilt der Gelenkersatz am Knie nach wie vor als Herausforderung – selbst für erfahrene Operateure. Das Gelenk ist komplex, ein Fremdkörpergefühl und muskuläre Anpassungsprobleme lassen sich nicht immer vermeiden. Deshalb sind Statistiken zufolge bis zu 20 Prozent der jährlich etwa 150.000 operierten Patienten mit ihrem künstlichen Knie unzufrieden. Mit Einsatz des OMNIBotics®-Roboters will das Emmericher EPZ die Ergebnisse verbessern.

Höchste Präzision

Der Roboter ermöglicht dem Operateur eine höhere Präzision. Er führt die Hand des Arztes, ohne ihm das Heft aus der Hand zu nehmen. Die Arbeitsschritte – zum Beispiel Sägeschnitte am Knochen – kann der Roboter aufgrund digitaler Berechnungs- und Steuerungssysteme mit höchster Genauigkeit ausführen. Das Besondere an diesem System aber ist die digitale Messung der Bandspannung. Es erstellt ein virtuelles Modell des Kniegelenks und berechnet in Echtzeit, welchen Belastungen der Bandapparat ausgesetzt ist. Auf Grundlage dieser Daten errechnet das System mit einer Genauigkeit, die das Menschenmögliche weit übertrifft, wo der Arzt die Säge ansetzen und welche Prothesengröße er wählen muss. Dies geschieht während der laufenden OP. Damit wird das Komplikationsrisiko erheblich gesenkt, die Nachbehandlungsdauer verkürzt und das individuelle Bewegungsgefühl des Patienten deutlich verbessert

Virtuelles Modell vom Knie

Schon bei der Planung des Eingriffs kommt Hightech zum Einsatz: Durch ein Abtasten von knöchernen Orientierungspunkten wird ein dreidimensionales virtuelles Modell des Knies erstellt („bone morphing“). Dies ermöglicht dem Operateur eine präzise Planung, in welcher Position das Implantat optimal verankert werden kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass dies ohne zusätzliche Strahlenbelastung für den Patienten geschieht.

Das virtuelle Modell erlaubt es dem Chirurgen, das Einsetzen und Kombinieren von verschiedenen Prothesenbestandteilen während der OP zu simulieren. Durch diese Präzisionsprozesse lassen sich bei Positionierung der Prothese unter Beachtung der individuellen Bandspannung die entscheidenden Prozentpunkte herausholen, um das künstliche Gelenk am Ende zu perfektionieren. Der Eingriff dauert in der Regel nur 15 Minuten länger als eine herkömmliche Gelenkersatz-OP am Knie, insgesamt etwa 65 Minuten.

Ideal für Jüngere

Gerade jüngere Patienten können von der Robotertechnologie profitieren. Denn durch die höhere Präzision wird auch die Standzeit, also die Lebensdauer der Endoprothese, verbessert. Dadurch kann vielen Patient:innen ein späterer Austausch des künstlichen Gelenks erspart bleiben. Hinzu kommt: Durch die hohe Passgenauigkeit und schonende OP-Verfahren können die Patient:innen nahezu alle Sportarten ausüben, die sie bereits vor der fortgeschrittenen Arthrose-Erkrankung gemacht haben.

Chefarzt Dr. Heiko Rüttgers während einer robotergestützten Knie-OP