Handchirurgie

27 Knochen, 36 Gelenke, 39 Muskeln, 17 Sehnen und ungezählte Nervenstränge auf kleinem Raum machen die Hand zum beweglichsten Organ des Menschen. „Die Hand ist ein Kunstwerk“, sagt Dr. Heiko Rüttgers, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie. Er ist u.a. Facharzt für Handchirurgie mit über 20-jähriger Erfahrung. 

Umfangreiches Leistungsspektrum

Die Handchirurgie im St. Willibrord-Spital ist spezialisiert auf die Behandlung von angeborenen und erworbenen Funktionsstörungen der Hand, sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern. Das Spektrum umfasst die Therapie bei Verletzungen der Knochen, der Weichteile inklusive plastischer Rekonstruktionen, der Sehnen, Nerven und Gefäße:

  • - Akute Verletzungen an Hand und Unterarm (an Bändern, Sehnen, Nerven, Haut und Knochen wie Frakturen, Skidaumen, SL-Band, Verbrennungen, Diskusverletzungen)
  • - Morbus Dupuytren
  • - Gelenkerkrankungen: Arthrose (Rhizarthrose, Sattel- und Handgelenk, Finger), Rheuma, TFCC-Läsionen, Knorpelschäden, Synovitis
  • - Nervenerkrankungen: Ulnaris-Rinnensyndrom, Neurome und Neurinome
  • - Sehnenscheiden-Einengungen und Entzündungen des Daumens (Tendovaginitis stenosans de Quervain) und andere (z.B. ECU-Sehne, Strecksehnen, Beugesehnen)
  • - Fehlstellungen und Fehlbildungen
  • - Operationen von gut- und bösartigen Tumoren der Hand

Karpaltunnelsyndrom und Sehnenscheidenentzündungen

Im handchirurgischen Klinikalltag tritt häufig das Karpaltunnel-Syndrom auf. Dabei wird der Mittelhandnerv im Karpaltunnel, durch den Nerven und Sehnen verlaufen, eingeklemmt. Die Folgen sind Schmerzen (vor allem nachts) und „Kribbeln“. Diese Erkrankung kann jeden treffen, Rheumatiker haben ein größeres Risiko, weil ihr Sehnengewebe verdickt ist. Bei Schwangeren können Gewebswasser-Einlagerungen zu einem Karpaltunnel-Syndrom führen. Um den Hand-Nerv aus der Enge zu befreien, spaltet der Chirurg das „Dach“ des Karpaltunnels. Dafür ist eine ca. 15-minütige Operation erforderlich.

Häufig hat der Handchirurg auch mit Sehnenscheiden-Entzündungen zu tun. Sie entstehen durch übermäßige Beanspruchung der Hand. Bei chronischen Entzündungen oder manchen Grunderkrankungen kann eine operative Behandlung notwendig sein. Die beiden häufigsten Sehnenscheiden-Entzündungen der Hand sind der Schnappfinger und die Tendovaginitis stenosans (TVS) de Quervain (Sehnenscheiden-Entzündung an der Daumenwurzel).

Beim Schnappfinger kommt es durch die Entzündung zu einer Einengung der Beugesehne. Die Sehne klemmt schließlich ein und kann nur mit Mühe wieder bewegt werden, was sich durch ein Schnellen oder Schnappen des Fingers – meist am Morgen – bemerkbar macht. Bei der TVS de Quervain kommt es in aller Regel ausschließlich zu Schmerzen ab der Daumenwurzel, die massiv ausgeprägt sein können. Die Operation erfolgt meist in örtlicher Betäubung über einen kleinen Schnitt über dem betroffenen Areal.

Behandlung von Arthrosen

Der Chirurg hat es zudem regelmäßig mit der Behandlung von Arthrosen zu tun. Schmerzen in Fingergelenken nach einem langen Arbeitstag können Warnsignale einer ernsten Gelenkerkrankung sein. Oft handelt es sich dabei um eine Arthrose. Inzwischen gibt es bei starker Arthrose an der Hand und am Handgelenk die Möglichkeit eines Gelenkersatzes (Endoprothese) wie bei Hüfte und Knie. Bei einer Arthrose des Daumensattelgelenks hält ein Kunstgelenk allerdings nur drei bis fünf Jahre. Deshalb wird in solchen Fällen eher das Vieleckbein entfernt und der Daumen an Sehnen und Kapselgewebe befestigt.

Die Therapien der Handchirurgie basieren auf arthroskopischen sowie schonenden minimalinvasiven und mikrochirurgischen Techniken. Nach den Operationen legt die Abteilung viel Wert auf ein umfassendes Reha-Konzept. Ein erfahrenes Team von Physio- und  Ergotherapeuten übernimmt die Nachbehandlung.

Nähfäden - dünner als ein Haar

Das Vernähen von Sehnen und Nerven, die z.B. durch einen Unfall durchtrennt wurden, verlangt eine besondere Fingerfertigkeit des Handchirurgen. Um Nerven zu nähen, werden Fäden verwendet, die dünner sind als ein Haar. Ein Nerv ist maximal einen Millimeter „dick“, die Nähnadel fasst der Operateur mit Mikro-Instrumenten. Grundsätzlich erfolgen alle Operationen in der Handchirurgie unter Verwendung einer Lupenbrille oder eines Mikroskops. Auf diese Weise werden auch abgetrennte Finger wieder angenäht. 

Notfälle in der Handchirurgie

Zu den Notfällen in der Handchirurgie zählen Phlegmonen, bakterielle Entzündungen im tiefen Weichteil-Gewebe der Haut. Auch diese Erkrankung wird im Emmericher Krankenhaus behandelt.