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MHW-Update von hoher medizinischer Relevanz

18.06.2023, 11:00 Uhr

Eine rundum gelungene Veranstaltung: So lautete das Fazit des MHW-Updates am 14. Juni im Restaurant ART (Wesel). Vier Chefärzte des Marien-Hospitals Wesel (MHW), die in den vergangenen Monaten ihre Tätigkeit aufgenommen haben, bündelten ihre Fachthemen in kompakten Vorträgen und berichteten über Wissenswertes aus der aktuellen leitliniengerechten Diagnostik und Therapie.

Es referierten (Foto, v.l.): PD Dr. Marc Bludau (Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie), Resul Toprak (Chefarzt der Kliniken für Altersmedizin am Marien-Hospital und am St. Willibrord-Spital Emmerich), Dr. Bita Gholamalizadeh-Thomas (Chefärztin der Zentralen Notaufnahme) und Dipl. med. Olaf Schmidt (Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie).

Die Informationen boten Anknüpfungspunkte für einen regen fachlichen, kollegialen Austausch mit dem Publikum. Geschäftsführer Karl-Ferdinand von Fürstenberg hieß ausdrücklich die vier Referenten willkommen, die aufgrund der Corona-Pandemie zu ihrem Dienstbeginn im MHW nicht offiziell begrüßt werden konnten.
Ärztlicher Direktor Dr. Marc Achilles übernahm als Moderator des Nachmittags die kurze Vorstellung der referierenden Chefärzte und führte in deren Vorträge ein.

Dr. Bita Gholamalizadeh-Thomas, Chefärztin der ZNA, berichtete über die leitliniengerechte Akut- und Notfallmedizin an den Schnittstellen intersektoraler Versorgung. Als deren Zielsetzung nannte sie insbesondere die Kontinuität der Patientenversorgung. Dazu sei eine effektive Kommunikation, Zusammenarbeit und Koordination zwischen den beteiligten Sektoren erforderlich. Ebenso hob sie die Bedeutung von Mitarbeiter-Qualifizierung und Qualitätsmanagement inkl. regelmäßiger Audits hervor. Am Beispiel eines Herzinfarkts stellte Dr. Gholamalizadeh-Thomas eine leitliniengerechte Versorgung dar. Ihr Fazit:

  • Die leitliniengerechte Akut- und Notfallmedizin an den Schnittstellen intersektoraler Versorgung ist von entscheidender Bedeutung für eine hochwertige Patientenversorgung
  • Die Entwicklung und Einhaltung klar definierter Leitlinien gewährleistet eine standardisierte und evidenzbasierte Behandlung, verbessert die Patientenergebnisse und trägt zur Effizienz und Qualität des Gesundheitssystems bei.
  • Es ist daher wichtig, dass alle beteiligten medizinischen Fachrichtungen eng zusammenarbeiten, um die Leitlinien in die Praxis umzusetzen und die intersektorale Versorgung zu optimieren.

Dipl. med. Olaf Schmidt, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie und Leiter des soeben erneut rezertifizierten Endoprothetik-Zentrums EPZ, sprach über: „Die Hüftgelenksarthrose und operative Technik nach AMIS“. Dieses Verfahren ist am MHW gut etabliert. Die Patienten kommen aus einem Einzugsgebiet von 150 bis 200 Kilometern. AMIS bezeichnet die endoprothetische Versorgung des Hüftgelenkes über einen vorderen Zugang unter Nutzung eines muskelfreien Dreiecks und unter Verwendung eines Lagerungsschlittens. Als wesentliche Vorteile der Technik listete Olaf Schmidt auf:
• schnellere Rehabilitation des Patienten
• geringere Komplikationsrate
• kürzere Verweildauer
• ggf. Verzicht auf Rehabilitationsmaßnahme
• Fallzahlsteigerung
• Standardzugang für die hüftendoprothetischen Eingriffe
• kein direkter Mitanbieter im Umkreis des MHW
Der Chefarzt beschrieb exemplarisch den Weg eines Patienten ab der Erstvorstellung in der Sprechstunde / Ambulanz sowie den standardisierten Behandlungspfad mit Aufnahme und OP-Planung, OP-Verlauf inkl. Anästhesie, postoperativen Anforderungen, Stationsablauf, Schmerztherapie und Krankengymnastik sowie Therapie-Empfehlungen nach Entlassung des Patienten. 

Resul Toprak, Chefarzt der Klinik für Altersmedizin sowohl im MHW als auch im WSE, befasste sich mit dem Thema: „Der schwer kranke alte Mensch in einem modernen Krankenhaus“. Er stellte eingangs fest: „Durch einen Krankenhausaufenthalt bauen alte Menschen oft dramatisch ab. Das kann der Anfang vom Ende sein.“ Insbesondere beschrieb der Chefarzt das Risiko eines Delirs (Verwirrtheitszustände) und betonte, die Intensivstation des MHW verfüge als eine der wenigen über eine innovative Lichttechnik zur Delirprävention.
Als weitere Hochrisikofaktoren für Betagte nannte der Referent u.a. Narkosen und Nebenwirkungen von Medikamenten, die ungewohnte Umgebung, wechselnde Bezugspersonen, schmerzhafte Eingriffe und ungewohnte Abläufe. 
Resul Toprak forderte, die Krankenhäuser müssten sich auf Hochbetagte besser einstellen, etwa durch:
• Schaffung von Spezialstationen
• systematische, abteilungsübergreifende Untersuchung auf die altersbezogenen Risiken hin
• erhöhten Versorgungsgrad mit speziell geschultem Pflegepersonal
• Einbeziehung von Bezugspersonen (insbesondere der Familien) 
• wohnlich eingerichtete Ruhe- und Schutzzonen für Verwirrte
• frühzeitige Behandlung von Erkrankungen, die zu akuten Verwirrtheitszuständen führen
• Vermeidung oder Verkürzung von Intensivbehandlung und häufigen Zimmerwechseln
• möglichst ruhige Umgebung

Unter der Überschrift „Krankenhaus 2023?“ listete der Chefarzt u.a. auf: Erfassung von Risiken bereits bei der Aufnahme, frühzeitige Vorbeugung, konsequente Vernetzung mit Angehörigen und ambulanten Pflegenden / Behandlern sowie ganzheitliche Sicht auf den Kranken – und er stellte abschließend fest: „Die pro homine ist auf dem Weg!“

Dr. Marc Bludau, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Visceral- und Tumorchirurgie, informierte unter der Überschrift: „Neuerungen in den onkologischen Leitlinien zum Darm- und Pankreaskarzinom: Innovationen in der Darmkrebschirurgie und in der Therapie des Pankreaskarzinoms mit zystischen Pankreastumoren“.  Die neue Leitlinie zum Pankreas-Karzinom empfiehlt u.a., grundsätzlich ein Leber-MRZ vorzunehmen. Auch die Biologie des Tumors und der gesundheitliche Gesamtzustand des Patienten wurden als Aspekte in die Leitlinie mit aufgenommen.
Dr. Bludau nutzte seinen Vortrag, um die Möglichkeiten der modernen 3-D-Laparoskopie zu beleuchten, die in seiner Abteilung zum Einsatz kommt. Damit werden deutlich präzisere Eingriffe möglich. Ein „Baustein“ ist die gezielte und exakt getimte Zugabe von Farbstoff, um den Ausbreitungsherd eines Tumors deutlich sichtbar zu machen. Der Lymph-Abfluss lässt sich auf diese Weise darstellen. Ein weiterer Aspekt im Vortrag des Chefarztes war die komplette mesokolische Exzision, kurz CME – ein Operationsverfahren in der Tumorchirurgie des Kolons. Dr. Bludau schloss mit dem Leitwort der fachübergreifenden Tumorchirurgie im MHW: „Gemeinsam gegen den Krebs. Gemeinsam für das Leben.“