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Spezial-Katheter bei Lungenembolie: Patient aus dem Marien-Hospital ist EU-weit erster Studienteilnehmer

Ein roter Luftballon mit der Aufschrift „Peerless Case“ („einzigartiger Fall“) steht für einen besonderen Moment in der Klinik für Kardiologie / Angiologie des Marien-Hospitals. Sie hat EU-weit den ersten Patienten in eine Studie zu einem innovativen Verfahren bei Lungenembolie eingeschlossen.

Die Wirksamkeit dieser Behandlungsmethode mit einem Spezial-Katheter wird nun in der zweijährigen Studie mit dem Namen „Peerless“ untersucht, an der weltweit 700 Menschen teilnehmen – darunter der Patient des Marien-Hospitals aus dem Kreis Wesel. 

Lebensgefahr bei verstopften Arterien

Bei einer Lungenembolie verstopft ein Blutgerinnsel die Arterien – es besteht Lebensgefahr. Das Marien-Hospital ist als eine von wenigen Kliniken in Nordrhein-Westfalen in der Lage, einen solchen „Pfropfen“ mit einem speziellen Katheter schonend aus der Lunge zu saugen und dem Patienten damit wieder Luft zu verschaffen. Was einfach klingt, erfordert viel Spezialwissen, Erfahrung und innovative Medizintechnik. Darüber verfügt die kardiologische Klinik unter Leitung von Chefärztin Prof. Dr. Christiane Tiefenbacher. „Mit dem neuen Verfahren stärken wir unser Leistungsspektrum in der Herz- und Gefäßmedizin“, betont sie. Oberarzt Moaaz Elsharabassy übernahm die Kooperation mit den Verantwortlichen der Studie. Er hat den Einsatz des Katheters, der mit acht Millimetern viermal so dick ist wie ein herkömmliches Modell, im Rahmen seiner Promotionsarbeit wissenschaftlich begleitet. 

Absaugen fast ohne Blutverlust

Ein Blutgerinnsel in der Lunge kann ein bis zwei Zentimeter dick und mehrere Zentimeter lang sein. Dann besteht ein besonders hohes gesundheitliches Risiko. In solchen Fällen kommt der Spezial-Katheter zum Einsatz. Er wird über die rechte Leistenvene in die Lunge geführt und das Gerinnsel durch Unterdruck herausgesaugt – Bröckchen für Bröckchen. Dies geschieht ohne den Einsatz von Medikamenten und fast ohne Blutverlust – ein großer Vorteil für den Patienten. „Der Blutdruck in der Lunge normalisiert sich umgehend, so dass der Patient nicht länger intensivmedizinisch versorgt werden muss“, erklärt Oberarzt Elsharabassy.   

Ziel: ein zertifiziertes Zentrum

Bei der herkömmlichen Methode (Lyse) erfolgt die Auflösung des Gerinnsels weniger zielgerichtet über die Gabe von Blutverdünnern, die sich über die Venen im ganzen Körper verteilen. Alternativ können die Mittel direkt per Lungenkatheter eingebracht werden. Beide Verfahren bergen aber ein erhöhtes Risiko für Blutungen, gefürchtet sind vor allem Hirnblutungen. In der Studie wird nun der Einsatz von Spezial-Katheter und Lyse miteinander verglichen: je 50 Prozent der Probanden werden mit der einen oder der anderen Methode behandelt – und der Patient aus dem Marien-Hospital ist dabei. „Er leistet damit einen Beitrag zum medizinischen Fortschritt“, betont Chefärztin Prof. Tiefenbacher. Sie und ihr Team verfolgen in diesem Zusammenhang ein weiteres Ziel: die Bildung eines zertifizierten Lungenembolie-Zentrums unter Beteiligung von Kardiologen, Intensiv- und Notfallmedizinern sowie Radiologen.