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Auszubildende in der Pflege übernehmen für sechs Wochen die Verantwortung für eine Station

Im Marien-Hospital übernehmen Pflege-Auszubildende erneut eine ganze Station, diesmal für sechs Wochen.

Nach der erfolgreichen „Premiere“ im Vorjahr sind diesmal 25 Pflegefachfrauen und -männer des zweiten und dritten Lehrjahres sechs Wochen lang für die A1a (Gefäßchirurgie) verantwortlich. Dazu zählen die ganzheitliche pflegerische Versorgung der Patient*innen sowie die komplette innerklinische und außerklinische Kommunikation. In das Projekt eingebunden ist der Bildungsträger (Bildungszentrum Niederrhein Wesel) als Vermittler zwischen den Auszubildenden und dem Krankenhaus.

Positive Resonanz

2023 hatte es dieses Projekt zum ersten Mal im Marien-Hospital gegeben. „Alle, die damals dabei waren, haben mit sehr guten Ergebnissen ihr Examen bestanden. 15 von ihnen haben wir übernommen, nur einer ließ sich der Liebe wegen nicht halten“, berichtet schmunzelnd Sebastian van de Loo, verantwortlicher Pflegemanager für die Gefäßchirurgie. Zum Prüfungs-Erfolg hätten die praktischen Erfahrungen auf der Azubi-Station wesentlich beigetragen, so die Rückmeldungen der Pflegekräfte. Weil nicht nur sie, sondern auch die beteiligten Pflegemanager, Praxisanleiter und Ärzte sowie die Patienten das Projekt durchweg positiv bewertet haben, wird es nun mit einem neu zusammengesetzten Team wiederholt. Dabei soll es nicht bleiben: Alle Verantwortlichen sind sich einig, die „Azubi-Station“ dauerhaft am Marien-Hospital zu etablieren.   

„Die Auszubildenden sollen ihre Fach-, Handlungs-, Individual-, Sozial- und Methodenkompetenzen ausbauen und die Organisationstätigkeiten der Stationseinheit sicher steuern“, erklärt Sebastian van de Loo. „Beim Projekt Auszubildendenstation spielt auch die interdisziplinäre Teamarbeit eine wesentliche Rolle“, betont er. Die angehenden Pflegefachkräfte sollen das Miteinander im Stationsalltag einüben und das Zusammenspiel mit den anderen beteiligten Berufsgruppen. Denn nur so ist eine Station sicher zu steuern.

„Ich unterstütze das Projekt gern, weil es den Auszubildenden die einmalige Chance gibt, den klinischen Alltag in eigener Verantwortung zu meistern“, betont Dr. Jürgen Hinkelmann, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie. „Die Erfahrungen, die sie dabei machen, fördern früh die Professionalität und stärken das Verantwortungs- und Selbstbewusstsein – das brauchen die künftigen Pflegekräfte, auf die wir Ärzte dringend angewiesen sind.“ Der Chefarzt hat keine Bedenken, seine oft sehr schwer kranken Patienten den jungen Leuten anzuvertrauen: „Sie werden gut begleitet, und ich war in die intensive Vorbereitung eingebunden. Da war schon zu spüren, dass die Auszubildenden für die Sache brennen.“ 

Keine Abstriche bei der Versorgung

In der Tat: Alle nehmen freiwillig teil, niemand musste überredet werden. „Alle waren sofort begeistert und machen gerne mit“, freut sich Sebastian van de Loo. Das interdisziplinäre Team der stationären Einheit, die zentrale Praxisanleitung und die Pflegedienstleitung und das wissenschaftliche Team der Pflegeentwicklung unterstützen das Projekt fortlaufend. Dadurch wird eine ausreichende Anleitungsmöglichkeit und Supervision gewährleistet. Während der sechs Wochen darf es bei der sicheren und fachgerechten Versorgung der Patient:innen keine Abstriche geben. Deshalb nahmen die Verantwortlichen im Vorfeld ethische Begutachtungen vor. „Das ist hier kein Versuchslabor“, unterstreicht Sebastian van de Loo. Die Patient:innen werden über das Projekt informiert, können Fragen stellen und Rückmeldung geben. Spezifische pflegerische Handlungen können auf Nachfrage jederzeit von examiniertem Personal eingefordert werden.

Unter den 25 Auszubildenden wurden die Dienste nach einem festen Betreuungsschlüssel eingeteilt. Das bedeutet bei 25 Vollzeitkräften (Auszubildenden) und Maximalbelegung (19 Patient*innen): zwei Patient*innen pro Auszubildende*r im Frühdienst und drei Patient*innen pro Auszubildende*r im Spätdienst. Aus Gründen der Planbarkeit und der pädagogischen Zielorientierung wird der Nachtdienst von examinierten Pflegekräften des Teams besetzt.

Klinik für Gefäßmedizin

Dem Projektstart geht eine umfangreiche Vorbereitungsphase voraus. Dazu zählt eine Einführung in die pflegerisch relevante Gefäßmedizin durch Chefarzt Dr. Hinkelmann. Die Klinik für operative und endovaskuläre Gefäßchirurgie behandelt Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen der Arterien, Venen und Lymphgefäße. Dabei werden häufig sogenannte interventionelle Verfahren angewendet, etwa das Aufdehnen von Gefäßengstellen durch Ballons mit und ohne Implantation von Stents (metallene Gefäßstützen) oder die Ausschaltung von Erweiterungen der großen Körperschlagader (Aneurysma) durch die Implantation von Endoprothesen. Die Klinik verfügt über eine besondere, mit Zertifikat bescheinigte Expertise in der Versorgung chronischer Wunden – ein Aspekt, der auch im pflegerischen Handeln der Auszubildenden auf der A1a eine wichtige Rolle spielt. 

Für den letzten „Feinschliff“ erfolgt die unmittelbare Vorbereitung auf das Projekt während einer Kick-Off-Veranstaltung für die Auszubildenden und Projektbetreuer*innen. Dazu zählen Teambuildings-Maßnahmen, eine Hygieneschulung, die Einweisung in Geräte, die Finalisierung der Stationsablaufpläne und die Schulung des „Basic Life Support“ (Maßnahmen zur Wiederbelebung) durch das Team der Intensivstation.

Wesentliches Projekt-Ziel ist es, die Pflegefachkräfte für einen Beruf fit zu machen, der mit vielen Herausforderungen verbunden ist, aber in der unmittelbaren Begegnung mit kranken Menschen ein hohes Maß an Zufriedenheit stiftet und das Selbstwertgefühl fördert. Und: Krisenfest ist der Beruf ohnehin.