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Katheter statt OP: Marien-Hospital schaltet Aneurysmen mit schonendem Verfahren aus

Die Behandlung von lebensbedrohlichen Erweiterungen der großen Körperschlagader (Aortenaneurysmen) mit stoffbespannten Drahtröhren (sog. Stentprothesen), die über die Leiste eingebracht werden, ist eine gut bewährte und häufige Behandlungsmethode in der Gefäßchirurgischen Klinik am Marien-Hospital. Jetzt setzt die Klinik solche schonenden Katheterverfahren auch ein, um Aussackungen der Eingeweideschlagadern zu beseitigen. Das war bisher nur an Unikliniken üblich.

Früher ließen sich solche Gefäßerweiterungen allein durch eine offene Operation mit einem entsprechenden Risiko für den Patienten behandeln. Die sogenannten endovaskulären Methoden, mit denen die Aneurysmen ausgeschaltet werden, sind hingegen wesentlich schonender. Das verdeutlicht Dr. Jürgen Hinkelmann, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie und endovaskulärer Chirurg am Marien-Hospital: „Über einen kleinen Gefäßzugang in der Leiste oder am Arm wird das Aneurysma mit Mikrokathetern gezielt über das Gefäßsystem aufgesucht und dann behandelt.“ Röntgenaufnahmen ermöglichen dabei die exakte Positionierung des Katheters.

Aussackungen der kleineren, z.B. die Leber oder die Milz versorgenden Schlagadern sind eher selten. Die Häufigkeit der Erkrankung beträgt schätzungsweise 0,1 bis ein Prozent, sie wird aber durch die immer besseren Ultraschall- und Röntgengeräte vermehrt entdeckt. Diese Formen der Aneurysmen sind häufig symptomlos, haben aber die Tendenz, im Laufe der Zeit langsam zu wachsen und dann auch eher unspezifische Oberbauchbeschwerden hervorzurufen. Ursache solcher Aneurysmen sind bei jüngeren Patienten meist Anlagestörungen der Gefäße oder Entzündungen, bei älteren eher die klassische Arteriosklerose, also die Gefäßverkalkung. Seltenere Ursachen sind Infektionen oder Verletzungen nach Unfällen oder Voroperationen.

Mehrere Abteilungen kooperieren

Für einen medizinischen Eingriff ist eine enge Kooperation verschiedener Abteilungen erforderlich. „Obwohl keine sichere Prognose hinsichtlich der Rupturrate (Einriss) gestellt werden kann, sollte man diese Gefäßerweiterungen bei Durchmessern von zwei Zentimetern und mehr behandeln“, betont Dr. Bernhard Artmeyer, Leitender Oberarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie. „Wir besprechen alle Fälle zusammen im Team, legen die geeignete Therapie fest und führen diese dann gemeinsam durch“, so Dr. Hinkelmann. „Dabei werden solche Aussackungen entweder durch Metallspiralen (Coils) oder durch kleine Gefäßprothesen (Stents), die man auf dem gleichen Weg platziert, ausgeschaltet“, erläutert PD Dr. Lino Sawicki-Dorst, Chefarzt der Radiologie und ebenfalls interventionell sehr erfahren.

Alle Ärzte freuen sich, dass sie solche zum Teil hoch komplexen Prozeduren jetzt gemeinsam am Marien-Hospital anbieten können. Denn in diesen Fällen ist die Einleitung einer frühzeitigen Überwachung und Therapie von entscheidender Bedeutung, um ein Platzen des Gefäßes mit einer lebensgefährlichen Blutung zu vermeiden.

Das Foto zeigt PD Dr. Lino Sawicki-Dorst, Chefarzt der Radiologie (l.), und Dr. Jürgen Hinkelmann, Chefarzt der Gefäßchirurgie, mit dem Modell einer Stentprothese, wie sie bei der Behandlung eines Aneurysmas verwendet wird.