„Nur gute Erfahrungen“: Drei Inderinnen arbeiten als Pflegekräfte im St. Willibrord-Spital
Im St. Willibrord-Spital Emmerich arbeiten drei Pflegekräfte aus Indien. Dies wurde möglich über das Programm "Triple Win", an dem sich das Krankenhaus beteiligt, um den Bedarf an Pflegepersonal dauerhaft sicherzustellen.
Tincymol Thomas reckt den Daumen hoch: „Eine gute Entscheidung.“ Seit vier Monaten arbeitet die 26-jährige Inderin als Pflegekraft im St. Willibrord-Spital. Ein zwölfstündiger Flug liegt zwischen ihrer Heimatstadt Kerala im Süden des asiatischen Landes und Emmerich – ein weiter Weg hin zu neuen Erfahrungen und Eindrücken, die Tincymol Thomas als große Bereicherung erlebt, wie sie betont. Wie ihr geht es auch ihren beiden Kolleginnen Jaimol Joseph und Athira Xavior, die mit ihr aus Kerala ans Emmericher Krankenhaus gekommen sind.
Das Foto zeigt die indischen Pflegekräfte Athira Xavior, Jaimol Joseph und Tincymol Thomas (v.l.) mit der stv. Pflegedirektorin Annabell Venhoven.
Um den Bedarf an Pflegepersonal dauerhaft sicherzustellen, beteiligt sich das St. Willibrord Spital nun auch an dem Programm „Triple Win“. Darüber werden in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Bundesagentur für Arbeit Pflegekräfte nach Deutschland vermittelt. Dies geschieht zu fairen und transparenten Bedingungen und so, dass die Pflegekräfte nur aus solchen Ländern kommen, in denen kein Fachkräftemangel herrscht. Über diesen Weg kamen nun die drei Inderinnen nach Emmerich.
Hervorragend ausgebildet
Alle drei sind hervorragend ausgebildet. Tincymol Thomas und Athira Xavior haben in Indien vier Jahre lang Krankenpflege studiert, Jaimol Joseph hat dort eine dreijährige Ausbildung absolviert. Dennoch können sie in Deutschland nicht ohne Weiteres arbeiten, sondern müssen die berufliche Anerkennung erwerben. Dazu besucht das Trio die Krankenpflegeschule Bildungszentrum Niederrhein Wesel (BZNW), hinzu kommt die praktische Anleitung im St. Willibrord-Spital.
„Hier findet Pflege näher am Menschen statt, in Indien ist der Ansatz eher medizinisch“, erklärt Annabell Venhoven, stv. Pflegedirektorin im St. Willibrord-Spital. „In Indien werden die Kranken von der Familie zu Hause gepflegt, das ist normal“, sagt Tincymol Thomas. Neu lernen müssen die Inderinnen, was in deutschen Krankenhäusern Standard ist: Pflegegespräche, Begleitung von Angehörigen, aktivierende und ambulante Pflege. „Alles, was unser System erfordert, schulen wir nach“, erklärt Annabell Venhoven. Das übernehmen die pflegerischen Kolleginnen und Kollegen des St. Willibrord-Spitals. Sie begleiten die Inderinnen sehr eng, damit sie sich gut integrieren und in Emmerich wohlfühlen. Bestandteil der Ausbildung sind auch Einsätze in Seniorenheimen und bei der Caritas.
Reger kultureller Austausch
Hinzu kommt ein Deutschkurs, den Tincymol Thomas, Athira Xavior und Jaimol Joseph bis September in der Akademie Klausenhof in Hamminkeln-Dingden absolvieren. Mit hervorragenden Ergebnissen: Die Verständigung mit Kollegen, Patienten und Angehörigen klappt prima. Auf diese Weise findet auch ein reger kultureller Austausch statt. „Die Leute sind sehr interessiert, wir haben bisher nur gute Erfahrungen gemacht“, sagt Athira Xavior.
Sie und ihre Kolleginnen arbeiten auf der Geriatrie, der altersmedizinischen Station. Dort übernehmen sie alle Routineaufgaben von der Körperpflege und der Medikamentengabe (unter Anleitung) bis zur Erstellung des Pflegeberichts in der elektronischen Patientenakte.
Die Patienten profitieren vom Wissen und von der (Lebens-)Erfahrung der Krankenpflegerin. So hat etwa Jaimol Joseph (44) fast sieben Jahre lang in Dubai gearbeitet – ohne ihre Familie. Das war schwierig. Wenn die Frauen in Deutschland die berufliche Anerkennung erworben haben (meist nach ca. einem Jahr) und eine feste Anstellung nachweisen können, dürfen sie ihre Familien nachholen. So freut sich Jaimol Joseph auf ihren Mann und ihre beiden Kinder (12 und 14), Athira Xavior auf ihren Mann aus Malaysia.
Brötchen, Eis und Schokolade
Die Inderinnen wohnen im Schwesternwohnheim auf dem Krankenhausgelände, wie auch die indischen Ordensschwestern, die im St. Willibrord-Spital tätig sind. Alle drei haben ein eigenes Zimmer, gekocht wird in der Gemeinschaftsküche. Das deutsche Essen schmeckt ihnen. Besonders gern probieren sie Brötchen und Brot, auch Eis und Schokolade stehen hoch im Kurs.
Ihren ersten Kontakt hatten Annabell Venhoven, Tincymol Thomas, Athira Xavior und Jaimol Joseph per Teams während einer 20-minütigen Online-Schalte zwischen Deutschland und Indien. Richtig kennengelernt haben sie sich freilich erst im Berufsalltag des Krankenhauses. „Ich habe selten so herzliche und aufgeschlossene Menschen getroffen, deren Freundlichkeit von Herzen kommt und einfach ansteckend ist“, freut sich die stv. Pflegedirektorin. Deshalb auch bei ihr: Daumen hoch!