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Projekt zur Bewältigung des Klimawandels

Als Gesundheitsunternehmen will die pro homine bis 2035 Klimaneutralität in ihren Einrichtungen erreichen. Eine Projektgruppe „pro Klima“ hat erste Vorhaben umgesetzt und weitere in Planung.

 

Die Klimaveränderung hat gesundheitliche Auswirkungen, z. B. Zunahme von Erkrankungen durch Hitzewellen und Luftverschmutzung oder Veränderung von Allergien und Hauterkrankungen durch vermehrte Sonneneinstrahlung. Hier ist es im Sinne der optimalen Patientenversorgung ein Muss, das Gesundheitswesen anzupassen. Es verursacht etwa fünf bis sechs Prozent der CO2-Emmissionen in Deutschland und liegt damit nur knapp hinter der Stahlindustrie. Daraus leitet die pro homine für sich einen Handlungsauftrag mit einem klaren Ziel ab: Klimaneutralität in allen Einrichtungen des Verbundes bis 2035.

Ein breites Bündnis

Zu diesem Zweck startete innerhalb der pro homine das Projekt pro Klima. Die Initiative dazu kam von Dr. Stephanie Boßerhoff, Chefärztin von Sozialpädiatrischem Zentrum, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Frühförderstelle. Sie leitet die Projektgruppe gemeinsam mit Jürgen Gerhorst, Krankenhausdirektor des Marien-Hospitals Wesel, als Vertreter der Geschäftsführung. Zur Projektgruppe gehören neben den beiden Ärztlichen Direktoren Dr. Marc Achilles (Marien-Hospital) und Dr. Jochen Heger (St. Willibrord-Spital Emmerich) auch der stv. Geschäftsführer Josef Reining als Vertreter der Senioreneinrichtungen, außerdem die Leiter der Technik, der IT, des Einkaufs, der Pflege, Vertreter:innen der Servicegesellschaften Gastronomie und Gebäude sowie der Apotheke.

„Dass die Auswirkungen der menschverursachten Erderwärmung sichtbar sind, wissen wir nicht erst seit diesem Sommer“, sagt Dr. Stephanie Boßerhoff. „Es ist sogar zu befürchten, dass Kipp-Punkte in ca. zehn Jahren ohne Veränderung des jetzigen Umgangs erreicht werden könnten. Dann wären Prozesse wie Klimakrise, Artensterben und Veränderung von Kreisläufen kaum noch reversibel.“

Gutachten gibt Rückenwind

Ein Gutachten des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt, Energie vom März 2022 im Auftrag der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) beschreibt die Ausgangslage für den stationären Krankenhaus-Sektor und nennt zehn konkrete Maßnahmen und ihre Effekte auf das Klima. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf technischen Veränderungen, wie Wärme- und Kälteerzeugung, Gebäudehüllensanierung, Heizungspumpensanierung oder die Installation von Lüftungsanlagen.Das Gutachten zeigt deutlich, dass zur Umsetzung dieser Maßnahmen erhebliche Investitionen auf die einzelnen Krankenhäuser zukommen, die im Rahmen eines Klimafonds seitens der Länder aufgebracht werden müssten. Aber es gibt auch Handlungsfelder, die zu raschem Einsparen von Ressourcen führen und sogar eher Kosten reduzieren, z. B. Photovoltaik, LED-Leuchten, Veränderung der Speisen oder Filtern von klimaschädlichen Narkose-Gasen. Das Gutachten empfiehlt, zunächst die Häuser zu unterstützen, die bereits Konzepte erarbeitet haben – wie die pro homine.

Eine Reihe von Handlungsfeldern

Die Projektgruppe hat folgende Handlungsfelder festgelegt und bereits mit der Bestandsaufnahme und erster Umsetzung begonnen:
• Digitalisierung
• Einkauf und Beschaffung
• Entsorgung und Fuhrpark
• Gebäude und Energie
• Medizinprodukte
• Mitarbeiter-Schulung
• Mobilität und Logistik
• Öffentlichkeitsarbeit
• Speisenversorgung

Erste konkrete Schritte

Erste Maßnahmen wurden bereits umgesetzt, so z.B. vom Gastronomieservice, der für die Speisenversorgung der pro homine zuständig ist:

  • Reduktion von Einwegprodukten und Einsatz des Mehrwegbechers ergibt eine Einsparung von ca. 755 kg beschichteter Pappe. Im Jahr 2021 wurden noch 74.000 Einweg-Pappbecher ausgegeben.
  • Ab 1.1.2023: Verzicht auf Einmal-Verpackungen („to go“) in den Cafeterien für Salate und Warmkomponenten; Zusammenarbeit mit einem bundesweit tätigen Anbieter für Mehrweggeschirr; Einsparpotenzial: ca. 500 kg Plastik im Jahr
  • Spülmaschinen: Wechsel der Spül-Chemie von Feststoff auf Flüssigkonzentrat führte zu einer Frischwassereinsparung von jährlich 3000 Litern im Marien-Hospital und 2000 Litern im St. Willibrord-Spital; Einsparung seit 2019: 20.000 Liter Frisch- und Abwasser. Dies gilt ebenso für die Senioreneinrichtungen.
  • Die Lieferintervalle wurden so weit wie möglich verringert; verbunden mit dem Einsatz möglichst lokaler Produzenten und Anbieter ergab sich eine Einsparung von 82.000 Kilometern und 10.000 Liter Diesel.

Beispiele aus dem Technischen Dienst:

  • Einzelraum-Heizungsregelung (beispielsweise für Mehrbettzimmer): das Thermostat schaltet die Heizung bei Kippstellung des Fensters automatisch ab und regelt die Raumtemperatur effizient.
  • Abschaltung der elektrischen Durchlauferhitzer für Handwaschbecken in öffentlichen Bereichen (also nicht in den Patientenzimmern)
  • Abschaltung von nicht benötigten IT-Geräten (PCs, Monitore, Drucker, Scanner etc.)
  • Ausschalten der medizinischen Geräte, die nicht für den Notbetrieb benötigt werden
  • Verkürzung der Betriebszeiten der raumlufttechnischen Anlagen (Klima / Lüftung) in allen Bereichen unter Berücksichtigung der hygienischen Anforderungen
  • Austausch von Lichtschaltern gegen Bewegungsmelder, wo es technisch möglich ist
  • Umstellung der Pool-Fahrzeugflotte für Technik und IT auf E-Antrieb
  • Zu einer „Erfolgsgeschichte“ hat sich das Angebot an die Mitarbeitenden entwickelt, ein Job-Rad zu leasen (mit oder ohne E-Motor). Davon haben bis heute 235 Personen Gebrauch gemacht.

Beispiel aus den medizinischen Abteilungen:

  • Einbau von Filteranlagen an den Narkosegeräten

Solardächer und „grüne IT“

Es gibt weitere Ideen, deren Umsetzung nun geprüft und ggf. erfolgen soll: Solardächer auf Gebäuden der pro homine (eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des St. Willibrord-Spitals in Emmerich ist bereits in Betrieb), Installation kleiner Windkraftanlagen, „grüne“ IT und Müllvermeidung. Zu diesem Themenspektrum wurden auch etliche Vorschläge im Rahmen eines Ideenwettbewerbs unter den Mitarbeitenden und des Innerbetrieblichen Vorschlagswesens gemacht – ein Zeichen dafür, dass die Initiative Klimaschutz den Nerv vieler Menschen trifft. Somit wird deutlich: Klimaschutz geht alle an, also gehen wir es an.