Ein Ratgeber für Patienten

LIEBE PATIENTIN, LIEBER PATIENT, LIEBE ANGEHÖRIGE,
der Befund einer Krebsdiagnose stellt ein einschneidendes Erlebnis dar. Einem wird der Boden unter den Füßen weggerissen und gleichzeitig schwirren tausend Fragen durch den Kopf. Was heißt das jetzt? Wie geht es weiter? Bekomme ich Chemotherapie? Fallen mir die Haare aus? Dies sind nur ein Bruchteil der Fragen, die Sie sich stellen werden.
Eine Tumorerkrankung löst bei uns allen Angst und Unsicherheit aus. Der Umgang mit der Erkrankung und die damit verbundenen Veränderungen sind eine große Herausforderung. Um diese zu meistern und Ihre Fragen zu beantworten, steht Ihnen ein interdisziplinäres Behandlungs- und Pflegeteam zur Seite. Dazu gehören auch wir, die onkologischen Pflegefachkräfte.
Mit dieser Broschüre haben wir einen Ratgeber für Sie entwickelt, der Ihnen bei möglichen Nebenwirkungen unter der onkologischen Therapie hilft. Er soll als Hilfestellung nach Beratungsgesprächen mit uns dienen.
Die Informationen in dieser Broschüre sind nicht als medizinische Beratung gedacht und sollen die Empfehlungen Ihres eigenen Arztes oder anderer medizinischer Fachkräfte nicht ersetzen! Diese Broschüre sollte auch nicht dazu verwendet werden, in einem medizinischen Notfall Hilfe zu suchen!
In einem medizinischen Notfall sollten Sie sich sofort persönlich in ärztliche Behandlung begeben. Wenden Sie sich bei Bedarf an Ihre medizinische Fachkraft für weitere Informationen.
Symptome, mit denen Sie sich sofort bei ihrem zuständigen Arzt melden sollten:
- Fieber
- einmalig über 38,5°C
- 2 Messungen von Fieber über 38°C
- Schüttelfrost
- Kurzatmigkeit
- Anhaltendes Nasenbluten (länger als 30 Minuten)
- Anhaltende Blutung aus einer Wunde (länger als 30 Minuten)
- Blaue Flecken, ohne vorher gestürzt zu sein oder sich gestoßen zu haben
- Auffallend große blaue Flecken nach Stoßen oder Sturz
- Blut im Stuhl oder Urin
- Wiederholtes Erbrechen (länger als 24 Std.)
- Durchfall seit mehr als 48 Std.
- Verstopfung seit mehr als 2-3 Tagen
- Plötzlicher Hautausschlag
- Brennendes, schmerzendes Gefühl beim Wasserlassen
- Plötzliches Krankheitsgefühl, auch ohne die oben genannten Symptome
CHEMOTHERAPIE
Die Chemotherapie stellt neben Bestrahlung, Immuntherapie und Operation eine der bildenden Säulen in der Krebstherapie dar. Anders als Operation und Bestrahlung, die lokal wirken, wirkt die Chemotherapie systemisch. Das heißt: im gesamten Körper.
Mithilfe von chemischen Substanzen, den Zytostatika, greift die Chemotherapie in die aktive Zellteilung des Tumors ein und verhindert so eine Ausbreitung (griech. Kytos = Zelle; statikos = zum Stehen bringend). Sie wird in Form von Tabletten, Spritzen oder Infusionen verabreicht. Tumorzellen haben oft eine sehr hohe Teilungsgeschwindigkeit, weswegen sie sich häufiger in Teilungsphasen befinden als normale Körperzellen. Das macht Tumorzellen anfälliger für die Wirkung von Zytostatika. Ihre Wirkstoffe verteilen sich im gesamten Körper und somit können bereits verstreute Tumorzellen aufgespürt und zerstört werden. Auch bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen, bei denen sich bereits Tochtergeschwülste, sogenannte Metastasen, gebildet haben, setzt die Chemotherapie an.
Es gibt mehr als 50 verschiedene Zytostatika. Diese werden oftmals untereinander kombiniert, da die unterschiedlichen Zytostatika in den unterschiedlichen Phasen des Zellzyklus eingreifen. Dadurch werden möglichste viele Tumorzellen erreicht. Doch nicht nur Zytostatika werden untereinander kombiniert, auch die Kombination mit Strahlen- und/oder Immuntherapie oder antihormoneller Therapie sind durchaus möglich.
Eine Chemotherapie kann auch vor oder nach einer Operation oder Strahlentherapie verabreicht werden. Nach einer Operation oder Strahlentherapie (adjuvante Chemotherapie) ist das Ziel, mögliche im Körper verbliebene Tumorzellen zu zerstören und Metastasen zu verhindern. Vor einer Operation oder Strahlentherapie (neoadjuvante Chemotherapie) soll die Chemotherapie den Tumor verkleinern und damit eine bessere Ausgangssituation für die weitere Therapie schaffen. Die Behandlung mit der Chemotherapie kann sowohl einen kurativen (heilenden) Ansatz haben, als auch einen palliativen. Letzteres soll die Folgen der Erkrankung und deren Symptome lindern. Welche Form der Chemotherapie für Sie als Patient am besten ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab und wird von Ihrem behandelnden Arzt individuell für Sie festgelegt und mit Ihnen besprochen. Da sich auch die gesunden Zellen im Körper teilen und durch die Chemotherapie angreifbar werden, kann es zu unterschiedlichen Nebenwirkungen kommen.
Übelkeit und Erbrechen
Übelkeit und Erbrechen zählen zu den häufigsten Nebenwirkungen unter Chemo-, Strahlen- oder Antihormontherapie. Daher wird begleitend zur Therapie ein sogenanntes Antiemetikum eingesetzt. Ein Antiemetikum ist ein Arzneimittel, das Brechreiz, Übelkeit und Erbrechen unterdrücken soll. Der Grund für die Übelkeit kann sehr vielfältig sein. Zum einen greift die Chemotherapie die Zellen der Magenschleimhaut an, was das Auftreten einer Übelkeit begünstigt, zum anderen spielt die aktuelle psychische Verfassung eine große Rolle. Ekel, Angstzustände, Panikattacken oder Depressionen können ebenfalls Auslöser sein.
Im Rahmen der medikamentösen Therapie gilt es also, auf eine bedarfsangepasste Behandlung mit unterschiedlichen Wirksubstanzen zu setzen. Daher ist es wichtig, dass Sie sich Ihrem Arzt, den Pflegerinnen und Pflegern auf der Station, oder der onkologischen Pflegeberatung anvertrauen, damit eine bestmögliche Symptomkontrolle gewährleistet werden kann und ein Therapieabbruch wegen Übelkeit und Erbrechen verhindert wird. Zur Bekämpfung von Übelkeit und Erbrechen haben sich neben der medikamentösen Therapie auch pflanzliche Präparate und Tees bewährt:
Frisch aufgebrühter Ingwertee hilft, sofern Sie Ingwer mögen! Schneiden Sie hierfür von einer Ingwerwurzel ca. 6 dünne Scheiben ab, geben Sie diese in eine Tasse und übergießen Sie sie mit heißem Wasser. Lassen Sie den Tee für 5-10 Minuten ziehen und entfernen die Scheiben. Für einen besseren Geschmack können Sie den Saft einer halben Zitrone oder etwas Orangensaft hinzugeben. In Apotheken können Sie sich auch ein Ingwerextrakt kaufen. Die Dosierung besprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt oder Apotheker. Die ätherischen Öle der Pfefferminze können Übelkeit und Brechreiz ebenfalls mindern, da diese die Nerven der Magenwand beruhigen. Baldrian hat ebenfalls eine brechreizlindernde Wirkung. Dieser kann als Tee oder in Tropfenform eingenommen werden.
Bei allen Möglichkeiten, die Ihnen zur Verfügung stehen, sollten Sie auch auf ausreichend Entspannung und Beruhigung achten. Tägliche Entspannungsübungen wie z.B. autogenes Training oder Yoga helfen Ihnen, Stress zu reduzieren. Ein warmes Bad mit Melissen- oder Lavendelöl wirkt ebenfalls beruhigend und kann als Abendroutine an stressigen Tagen helfen einen regelmäßigen Tag-Nacht-Rhythmus beizubehalten.
Sollten Sie keine Möglichkeit haben zu baden, können Sie auf warme Leibwickel mit Kamille zurückgreifen. Kochen Sie Kamillenblüten 5-10 Minuten in Wasser auf, schütten die Flüssigkeit ab und lassen den Sud etwas abkühlen. Dann tränken Sie ein Tuch darin, legen sich für 15 Minuten bequem hin und legen den warmen, feuchten Wickel auf ihren Bauch. Decken Sie diesen noch mit einem trockenen Handtuch ab.
Außerdem sollten Sie mehrmals täglich kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen.
Für eine weitere Begleitung/Unterstützung verweisen wir auf unsere onkologische Ernährungsberatung.
Appetitlosigkeit
Appetitlosigkeit zählt ebenfalls zu einer der häufigsten Nebenwirkungen. Dafür gibt es mehrere Gründe, weswegen sich eine mögliche Therapie schwierig gestaltet. Zum einen kann die Erkrankung selbst zum Appetitverlust führen, zum anderen kommt es therapiebedingt zu Schleimhautschäden im Magen-Darm-Trakt und zu einer Überlastung des Stoffwechsels. Im Vordergrund der Behandlung steht die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ernährungstherapie, psychoonkologischer Begleitung und der Anleitung zur körperlichen Aktivität.
Sie sollten sich, solange sie Appetitlosigkeit verspüren, nicht danach richten was gesund ist, sondern essen, worauf Sie gerade Lust haben. Häufige, kleine Mahlzeiten sind erlaubt – auch nachts. Für plötzlich aufkommenden Appetit sollten Sie, wenn möglich, kleine Snacks parat haben. Bereiten Sie Ihr Essen selbst zu, versuchen Sie, auf stark riechende Nahrungsmittel zu verzichten, ansonsten bitten Sie jemanden Ihnen das Essen zuzubereiten. Hierbei sind „Kaloriensünden“ in Form von Butter oder Sahne beim Kochen ausdrücklich erlaubt!
Verstopfung (Obstipation)
Die zellwachstums- und nervenhemmende Aktivität der Zytostatika, die reduzierte Flüssigkeitssekretion der Schleimhäute durch diese und die Hemmung der Darmtätigkeit durch Begleitmedikationen wie Opioide und andere Schmerzmittel, können zu Verstopfung führen. Abführmittel sollten nur nach ärztlicher Absprache länger als zwei Wochen eingenommen werden. Eine langfristige Einnahme kann zur schnelleren und vermehrten Ausscheidung führen, wodurch lebenswichtige Vitamine, Spurenelemente und Mineralien ausgeschieden werden, was zu Flüssigkeitsverlust und Mangelerscheinungen führen kann.
Statt der medikamentösen Einnahme kann eine Ernährungsumstellung, die faser- und ballaststoffreich (Obst, Gemüse, Getreide) sein sollte, ebenfalls helfen. Die Umstellung sollte jedoch langsam erfolgen, um ihren Darm nicht zu überlasten und Koliken (Bauchkrämpfe) und Durchfälle zu vermeiden. Zudem sind Gemüse und Getreideprodukte in gedünsteter Form bekömmlicher als im Rohzustand. Es empfiehlt sich Lebensmittel zu verwenden, die abführend wirken, wie z.B. Sauerkraut oder Trockenpflaumen.
Achten Sie auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr und trinken Sie 2-3 Liter pro Tag. Auch Bewegung in Form von Gehen, Walken, Joggen oder Schwimmen hilft Ihrer Darmaktivität und hat positiven Einfluss auf Ihre Verdauung. Um harten Stuhl aufzuweichen, können Sie auf Brottrunk zurückgreifen. Dieser enthält neben Vitaminen und Spurenelementen auch Fermente (Enzyme), die als Stuhlweichmacher fungieren.
Durchfall (Diarrhoe)
Sollten Sie während ihrer Therapie unter Diarrhoen leiden, achten Sie möglichst auf ausreichende Hydratation (Flüssigkeitszufuhr) und trinken Sie ca. 3 Liter täglich. Gerne können Sie dafür auf Fruchtsäfte zurückgreifen, sollten diese aber 1:1 mit Wasser verdünnen. Die Säfte enthalten Kalium. Ein Elektrolyt, dass Sie bei Durchfällen vermehrt ausscheiden. Sie können zusätzlich eine kleine Menge Kochsalz in Ihr Getränk geben.
Außerdem sollten Sie häufig kleine Mahlzeiten essen und dabei fette, blähende Nahrungsmittel meiden. Greifen Sie auch hier lieber zu Nahrungsmitteln, die reich an Kalium sind (Bananen, Aprikosen, Kartoffeln etc.).
Äpfel enthalten den Ballaststoff Pektin, der die Verdauung unterstützt. Im geriebenen Zustand wird der Apfel bekömmlicher für den Verdauungstrakt. Das Pektin quillt im Darm auf und bindet dadurch überschüssige Flüssigkeit, wodurch der Stuhl fester wird. Gleichzeitig legt sich Pektin wie ein schützender Film an die Darmwand und regt die Darmperistaltik an. Am meisten Pektin befindet sich in und direkt unter der Schale, weswegen die Schale unbedingt mit gerieben werden sollte. Greifen Sie also auf unbehandelte Äpfel in Bio-Qualität zurück. Alternativ können Sie sich Aplona-Pulver aus der Apotheke besorgen.
Ebenfalls empfehlenswert sind klare, salzhaltige Suppen wie Hühner- oder Rindfleischsuppe.
Ist von ihrem Arzt ausgeschlossen, dass es sich um infektionsbedingten Durchfall handelt, kann dieser Ihnen zur Linderung Lopedium verschreiben.
Bei infektionsbedingtem Durchfall können Sie die sogenannte Morosche Karottensuppe kochen (benannt nach Ernst Moro) und über den Tag verteilt essen. Diese besteht nur aus Karotten, Wasser und Salz. Werden Karotten lange gekocht, bilden diese bestimmte Zuckermoleküle (Oligosaccharide), die sich an die Darmwand anheften. Dadurch können sich Bakterien, Viren etc. dort nicht mehr ansiedeln und werden schneller ausgeschieden. Außerdem enthalten Karotten Mineralien, Vitamine und Ballaststoffe.
Rezept Morosche Karottensuppe:
Zutaten:
500g Karotten
1 Liter Wasser
1 TL Salz
Etwas abgekochtes Wasser oder Fleischbrühe zum Auffüllen
Zubereitung:
Karotten schälen und klein schneiden
1 Liter Wasser zum Kochen bringen und die Karotten darin für 1,5-2 Stunden köcheln lassen,
Anschließend pürieren und die Suppe wieder mit dem abgekochten Wasser oder der Fleischbrühe auf einen Liter auffüllen (die Konsistenz sollte wie dicke Buttermilch sein).
Salz zugeben. Fertig!
Schleimhautentzündungen (Mukositis)
Am häufigsten treten Schleimhautentzündungen im Mund-Rachen-Raum auf, weswegen eine gute Mundhygiene die beste Prophylaxe darstellt. Putzen Sie Ihre Zähne regelmäßig mit einer weichen Zahnbürste und führen Sie Mundspülungen mit Kamillen- oder Salbeitee durch. Sowohl Kamille als auch Salbei wirken entzündungshemmend und desinfizierend.
Auch spezielle Mundpflegeöle mit Sanddorn-Fruchtfleisch sorgen für eine gute Schleimhautpflege. Das Öl können Sie pur auf Zunge und Lippen auftragen und für 10 Minuten einwirken lassen.
Da Schleimhautentzündungen immer auch mit Schmerzen einhergehen, wird Ihre Nahrungsaufnahme eingeschränkt sein. Schmerzlindernde, lokal angewandte Mundspülungen oder Gele helfen gegen die Schmerzen. Verzichten Sie sowohl auf säurehaltige und scharfe Lebensmittel als auch auf Genussmittel wie Nikotin und Alkohol.
Die Ananas enthält Enzyme, die den Heilungsprozess beschleunigen können. Nehmen Sie eine reife Ananas, schneiden Sie diese in mundgerechte Stücke und frieren die Ananasstücke ein. Mehrmals täglich können Sie dann ein Stück gefrorene Ananas lutschen. Die lokale Kälte nimmt die Schmerzen und durch das Schmelzen der Ananas werden die Enzyme langsam in den Mundraum freigegeben.
Geschmacksstörungen
Die Chemotherapie kann zu Mundtrockenheit und Geschmacksstörungen führen. Der Geschmack kann metallisch, salzig oder bitter sein. Einige klagen auch über einen unangenehmen Geschmack im Mund, eine herabgesetzte Geschmacksfähigkeit oder einen vollkommenen Geschmacksverlust. Diese Nebenwirkung wird Sie bis nach der Chemotherapie begleiten, daher sollten Sie nur das Essen, was Ihnen schmeckt und die Ansprüche an eine gesunde, ausgewogene Ernährung etwas zurückschrauben. Sollten Sie einen metallischen Geschmack im Mund haben, könnte Holz- oder Plastikbesteck hilfreich sein.
Durch Zugabe von Zitronensaft kann übermäßige Süße oder ein fader Nachgeschmack gemildert werden. Außerdem stimuliert Zitrone den Speichelfluss, was schlechten Geschmack beheben kann. Bittere Getränke, Bonbons oder Kaugummi stimulieren ebenfalls den Speichelfluss. Nach der Therapie baut sich die Mundschleimhaut neu auf und Sie erlangen meist Ihren normalen Geschmackssinn zurück. Allerdings verursacht nicht jede Chemotherapie diese Geschmacksstörungen. Sollte die Ihnen verabreichte Therapie Geschmacksstörungen als Nebenwirkung verursachen, wird es Ihnen Ihr Arzt oder Ihre onkologische Pflegeberatung mitteilen.
Abwehrschwäche (Knochenmarksuppression)
Die zytostatische Wirkung der Chemotherapie wirkt sich auch auf Ihr Knochenmark aus. Dieses ist für die Blutbildung verantwortlich. In Ihrem Blut befinden sich sowohl rote (Erythrozyten) als auch weiße Blutkörperchen (Leukozyten). Die weißen Blutkörperchen sind die Abwehrzellen unseres Körpers. Sind diese nicht mehr in ausreichender Zahl vorhanden, steigt die Infektanfälligkeit.
Sie selbst können eine Abwehrschwäche nur schwer erkennen, Ihr Arzt wird aber in regelmäßigen Abständen anhand von Laboruntersuchungen Ihren Immunstatus überprüfen.
Sollte anhand der Blutwerte festgestellt werden, dass Sie an einer Abwehrschwäche leiden, kann eine Spritze nötig sein, die die Produktion der weißen Blutkörperchen anregt. Diese kann nach der Gabe starke Knochenschmerzen verursachen, die aber mit Schmerzmitteln gut behandelbar sind.
Sie können außerdem anhand folgender Präventionsmaßnahmen einer möglichen Infektion vorbeugen:
Meiden Sie Personen, die aktuell an einer Infektion erkrankt sind
Waschen Sie Ihre Hände nach jedem Toilettengang, vor der Nahrungsaufnahme und nach Kontakt mit Haustieren oder anderen Tieren
Beugen Sie Hautverletzungen vor (nutzen Sie weiche Zahnbürsten, elektrische Rasierer)
Achten Sie auf regelmäßige Mundpflege
Braten Sie Ihr Fleisch gut durch
Schälen Sie Ihr Gemüse
Verzichten Sie auf Nüsse, Trockenobst und Rohmilchprodukte
Sollten Sie Anzeichen einer Infektion (z.B. Temperaturen >38°C, Schüttelfrost, Halsentzündung, schwere Erkältung, Brennen beim Wasserlassen) bemerken, informieren Sie umgehend Ihren behandelnden Onkologen. Dieser wird je nach Schwere der Infektion eine entsprechende Therapie einleiten.
Neben aller Prävention sollten Sie trotzdem Ihr Immunsystem stärken. Mäßiges, aber regelmäßiges Ausdauertraining (z.B. Gehen, Walken, Fahrradfahren, Schwimmen), ca. 3-mal die Woche, stärkt Ihr Immunsystem. Achten Sie außerdem auf eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Obst, Gemüse und Getreide, damit Ihr Körper alle nötigen Nährstoffe erhält. Vor allem Zink und Selen helfen Ihrem Abwehrsystem auf die Sprünge. Zink finden Sie in Haferflocken, Fisch und Fleisch, Selen in Sesam, Vollkorn, Fisch und Fleisch. Trinken Sie zusätzlich ca. 2-3 Liter pro Tag. Mit einer heißen Zitrone nehmen Sie zusätzlich noch Vitamin C zu sich und die Stoffe im Zitronensaft wirken Abwehr-steigernd. Pressen Sie den Saft aus einer Zitrone, geben ihn in ein Glas und gießen diesen mit ca. 60°C heißem Wasser auf. Heißer sollte das Wasser nicht sein, um die Bestandteile im Zitronensaft nicht zu zerstören. Sie können die heiße Zitrone mit Honig oder Zucker süßen.
Alopezie (Haarausfall)
Der Haarausfall stellt für viele die belastendste Nebenwirkung der Chemotherapie dar. Betroffen sind überwiegend die Kopfhaare, es kann aber auch die restliche Körperbehaarung betreffen.
Das Risiko des Haarverlustes hängt von der verabreichten Chemotherapie und der Dosis ab. Nicht jedes Zytostatikum führt zum Haarverlust! Ihr zuständiger Onkologe oder Ihre onkologische Pflegeberatung wird Ihnen mitteilen, ob es in Ihrem Fall zu einer Alopezie kommen kann.
Ist ein Haarverlust wahrscheinlich, sollten Sie sich bereits vor Beginn der Chemotherapie einen Haarersatz verschreiben lassen und ein Perückenstudio aufsuchen, damit Haarstruktur und -farbe möglichst dem Naturhaar entsprechend gewählt werden können. Perücken sind oft vom eigenen Haar nicht zu unterscheiden. Sie können aus Kunst- oder Echthaar gefertigt sein und auf unterschiedliche Trägerstoffe (Tüll, Stoffbänder, feine Gaze "Monofilament") aufgebracht sein.
Die Versorgung mit Perücken wird zumindest zum Teil durch die Krankenkassen mit unterstützt, d.h. Perücken sind verschreibungsfähig. Die Kasse akzeptiert Rezepte für Perücken ohne große Umstände. Doch nicht jede Krankenkasse leistet für die Perücke auf Rezept denselben Betrag. Von Kasse zu Kasse gibt es deutschlandweit und in den einzelnen Regionen erhebliche Unterschiede. Nur wenige Kassen ersetzen den vollen Betrag für die Perücke auf Rezept. In der Regel sollte man davon ausgehen, dass ein Anteil selbst übernommen werden muss. Der von der Kasse getragene Betrag hängt auch davon ab, ob Echthaar verschrieben wurde oder nicht (z.B. bei empfindlicher Kopfhaut, Allergien, etc.).
Für Männer gilt diese Regelung mit der Krankenkasse allerdings nicht! Sie müssen im Vorfeld mit Ihrer Krankenkasse in Verbindung treten und fragen, ob Ihre Krankenkasse die Anfertigung einer Perücke finanziell unterstützt.
Bisher gibt es noch kein Verfahren, das den Haarausfall unter Chemotherapie vermeidet!
Die DKMS bietet betroffenen Frauen zusätzlich Online-Kosmetikkurse unter dem Motto „look good feel better“ an. Diese dauern ca. 2h und können unter www.dkms-life.de gebucht werden.
Neurotoxizität / periphere Neuropathie
Höhe der Einzeldosis und der Gesamtdosis des Medikaments
Evtl. gleichzeitig verabreichte andere neurotoxische Zytostatika
Evtl. gleichzeitig oder früher durchgeführte Strahlentherapie
Evtl. zusätzliche neurotoxische Faktoren (Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus oder Alkoholmissbrauch)
Die periphere Neuropathie betrifft meistens die Arme und Beine. Es kommt vor allem an den Fingerspitzen und den Fußsohlen zu einer verminderten Wahrnehmung von sensiblen Reizen. Häufig wird von strumpf- oder handschuhförmigen Gefühlsstörungen berichtet. Diese können bei Tätigkeiten wie Knöpfe schließen/öffnen, schreiben oder nähen zu Einschränkungen führen. Es kann aber auch zu sogenannten Parästhesien kommen. Das sind unangenehme Missempfindungen wie Kribbeln oder Ameisenlaufen, die auch schmerzhaft sein können.
Vor jedem Therapiezyklus werden Ihnen daher folgende Fragen gestellt und schriftlich dokumentiert:
- Sind die Gefühlsveränderungen kontinuierlich und in gleicher Intensität spürbar?
- Haben Sie Schwierigkeiten Kleidungsstücke zuzuknöpfen oder kleinere Objekte zu halten?
Bei zunehmender peripherer Neuropathie wird Ihr Arzt mit Ihnen besprechen, ob eine Dosisreduktion der Tumortherapie in Erwägung gezogen werden muss.
Periphere Neuropathien bilden sich nach Absetzen der Chemotherapie, bzw. des verursachenden Zytostatikums nur langsam zurück (Wochen – Monate) und sind oftmals nicht vollständig reversibel, sodass Einschränkungen in ihrem Empfinden bleiben können.
Fatigue
Fatigue (lat. Fatigatio = Ermüdung, Erschöpfung) betrifft ca. 60-90% aller Krebspatienten und bezeichnet einen Zustand außerordentlicher Müdigkeit, die in keinem Verhältnis zur vorausgegangenen körperlichen Aktivität steht. Sie kann zu jeder Phase der Krebserkrankung auftreten – vor der Diagnose, während der Therapie oder sogar noch Jahre, nachdem eine Behandlung erfolgreich abgeschlossen wurde.
Körperlich:
- reduzierte Leistungsfähigkeit
- Antriebslosigkeit
- Atemnot
- Müdigkeit mit erhöhtem Schlafbedürfnis trotz ausreichendem Schlaf
- Schlafstörungen
- Appetitlosigkeit
- Veränderte Libido
Emotional:
- Seelische Erschöpfung
- Lustlosigkeit, fehlende Motivation
- Traurigkeit, Reizbarkeit
- Angst
- depressive Stimmung
- Interesselosigkeit
- Entfremdung von Freunden und Familie (Isolation)
Kognitiv:
- Konzentrationsstörungen
- Gedächtnislücken
- Schwierigkeiten beim Denken
Die Ursachen für eine Fatigue sind bisher noch nicht eindeutig bewiesen, diskutiert werden aber insbesondere psychische Auswirkungen und ein Mangel an roten Blutkörperchen (Anämie). Sollte eine Anämie vorliegen, kann diese je nach Schweregrad behandelt werden, ansonsten gibt es aber keine Möglichkeit einer medikamentösen Therapie, deren Wirksamkeit bestätigt ist. Ein geregelter Tagesablauf, Gespräche mit Psychoonkologen, körperliche Aktivitäten (Sport – Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining) und eine ausgewogene Ernährung mit mehreren kleinen Mahlzeiten sind das einzige Hilfsmittel.
Die körperlichen Aktivitäten zeigen sich am wirkungsvollsten, wenn damit schon während der Therapie begonnen wird und diese gruppenbasiert, überwacht und mehrmals wöchentlich stattfinden. Die Intensität sollte moderat sein, also schon anstrengend, aber nicht zu sehr. Es sollte sowohl aus Kraft- als auch auf Ausdauertraining bestehen. In Kombination mit Elementen zur Entspannung und Körperwahrnehmung (z.B. Yoga, Massagen) können die Symptome einer Fatigue reduziert werden. Zudem ist eine parallele psychotherapeutische Behandlung angeraten.
Planen Sie ein Gleichgewicht zwischen Ruhe und Aktivität (Tag vorbereiten)
Schreiben Sie auf, zu welcher Tageszeit die Erschöpfung am höchsten ist, um herauszufinden, wann günstige Zeiten sind etwas zu unternehmen
Teilen Sie sich körperliche Belastungen ein
Planen Sie ihre Aufgaben in kleinen Etappen à Ruhepausen einlegen und Kräfte einteilen
Prioritäten setzen: Vorhandene Energie für wichtige Dinge nutzen, auf Unwichtiges verzichten; wählen Sie bewusst aus, was Sie realisieren möchten
Bleiben Sie in Bewegung: Unternehmen Sie Spaziergänge an der frischen Luft. Nutzen Sie Strecken mit Bänken, um Pausen einzulegen. Fragen Sie Angehörige/Freunde zur Begleitung
Während ihres Krankenhausaufenthaltes können Sie, zur Unterstützung Ihrer Mobilität, Physiotherapie erhalten.
Hand-Fuß-Syndrom
Das Hand-Fuß-Syndrom bezeichnet eine schmerzhafte Rötung und Schwellung an den Handinnenflächen und Fußsohlen. Es kann mit Gefühlsstörungen wie Taubheit, Kribbeln oder Brennen einhergehen. Selten sind auch Finger- und Fußnägel betroffen. Diese können sich lockern oder sogar ausgehen. Ob und wie stark die Beschwerden werden, hängt von der Art des eingesetzten Medikaments ab, aber auch von der Dosis und der Behandlungsdauer. Erste Symptome können sowohl nach 2-4 Wochen auftreten als auch erst nach einigen Monaten.
Regelmäßig fettende, unparfümierte und allergenfreie Hautsalben auftragen (z.B. vaselin- oder lanolinhaltige Salben)
Baumwollhandschuhe und gepolsterte Schuhe tragen – diese schützen vor Verletzungen
Belastungen der Handflächen und Fußsohlen möglichst vermeiden
Kalte Hand- und Fußbäder durchführen
Ob und wann Sie vorbeugen sollten, wird Ihr Arzt oder Ihre betreuende onkologische Pflegefachkraft mit Ihnen besprechen.
Wenn Sie am Hand-Fuß-Syndrom leiden, können warme Bäder mit Leinsamen lindernd wirken. Geben Sie 5 Esslöffel geschroteten Leinsamen in 2-3 Liter Wasser und lassen dieses 5 Minuten aufkochen und anschließend abkühlen. Baden Sie dann Ihre Hände und Füße in der wohltemperierten Flüssigkeit. Durch das Kochen treten Eiweißsubstanzen aus dem Leinsamen aus, die eine Schutzschicht auf Händen bzw. Füßen bilden und den Heilungsprozess beschleunigen.
Sexualität / Intimität
Die Krebserkrankung selbst, aber auch die Behandlung und deren Nebenwirkungen können dazu beitragen, dass sich Ihr Bedürfnis nach Sexualität und Intimität verändert. Das kann zu Veränderungen in der Beziehung mit Ihrem/Ihrer Partner/in führen. Sexuelle Schwierigkeiten können Unsicherheit, Angst, Traurigkeit, Anspannung und Schuldgefühle hervorrufen, die wiederum sexuelle Probleme verstärken können. Versuchen Sie, mit Ihrem/Ihrer Partner/in über Ihre Bedürfnisse und Erwartungen zu sprechen. Es ist wichtig zu erkennen, dass Sexualität etwas anderes ist als Intimität. Oftmals ist Intimität zwar nötig, wird aber aus Angst, dass dadurch sexueller Kontakt entsteht, vermieden. Das kann dazu führen, dass sich Ihr Partner abgelehnt fühlt. Durch ein Gespräch mit Ihrem Partner können solche Missverständnisse vermieden werden. Das Bedürfnis nach Sexualität kehrt in der Regel nach Ende der Behandlung zurück.
Scheidentrockenheit: Eine häufige Nebenwirkung der Therapie ist eine Verdünnung der Schleimhäute. Dies gilt auch für die Schleimhäute der Vaginalwand, was zu Juckreiz, verminderter Flüssigkeitsproduktion, Ausfluss und Brennen nach dem Geschlechtsverkehr führt. Um die Beschwerden zu lindern, können Sie Vaginalgel oder Gleitmittel verwenden. Bei Juckreiz ist es wichtig, zunächst eine vaginale Pilzinfektion auszuschließen.
Erektionsprobleme: Eine Erektion kann unter dem Einfluss bestimmter Medikamente, wegen geschädigter Nerven, mangelnder Durchblutung oder belastender Gefühle (Unsicherheit, Nervosität, Versagensangst, Stress, Trauer) erschwert werden. Oft ist dies nur vorübergehend. Männliche Sexualität und Krebs (krebsinformationsdienst.de)
Sexueller Kontakt während der Chemotherapie: Die Reste der Chemotherapie sind noch einige Tage nach der Behandlung in geringen Mengen im Körper und in den Ausscheidungsprodukten, wie z.B. Speichel, Sperma und Vaginalsekreten. Da noch Unsicherheit besteht, wie schädlich es für den Partner sein könnte damit in Kontakt zu kommen, empfehlen wir Ihnen sicherheitshalber ein Kondom zu verwenden. Auch Oralsex und Zungenküsse werden in dieser Zeit nicht empfohlen. Nach spätestens sieben Tagen können sie ohne zusätzliche Maßnahmen wieder normalen sexuellen Kontakt haben.
IMMUNTHERAPIE / ANTIKÖRPERTHERAPIE
Die Hauptaufgabe unseres Immunsystems ist es, körperfremde Organismen oder virusinfizierte Zellen zu eliminieren. Hierfür sind unsere T-Zellen verantwortlich. Diese reagieren auf sogenannte Antigene (bestimmte Strukturen von Erregern und Zellen) und vernichten diese. Damit gesunde Zellen nicht angegriffen werden, besitzen unsere T-Zellen sogenannte „Immun-Checkpoints“, die die körpereigenen Zellen erkennen.
Krebszellen nutzen diesen körpereigenen Mechanismus um unerkannt zu bleiben. Sie präsentieren entweder keine Antigene oder lassen diese als körpereigen erscheinen. Damit Krebszellen sichtbar werden kommt die Immuntherapie zum Einsatz.
Die Immuntherapie setzt dabei an verschiedenen Stellen an. Einerseits werden körpereigene Zellbotenstoffe (Zytokine) eingesetzt, die Immunreaktionen gegen Krebszellen stimulieren. Andererseits können sich spezifische Eiweißstoffe des Immunsystems, sogenannte monoklonale Antikörper, entweder direkt an Tumorzellen anheften und so deren Absterben einleiten, oder die Blut- und Nährstoffversorgung der Tumorzellen hemmen.
Die Immuntherapie kann sowohl allein als auch in Kombination mit Chemo- und/oder Strahlentherapie verabreicht werden und wirkt, wie die Chemotherapie auch, systemisch (=im gesamten Körper). Deswegen kommt es auch bei der Gabe von Immun-/Antikörpertherapie zu verschiedensten Nebenwirkungen.
Einige Nebenwirkungen decken sich mit denen der Chemotherapie. Diese werden dann in diesem Kapitel nicht gesondert aufgeführt. Mögliche Behandlungsstrategien ändern sich durch die andere Therapieform nicht. Welche Nebenwirkungen bei Ihnen unter Immuntherapie auftreten können und für Sie relevant sind, wird Ihr behandelnder Arzt, das zuständige Pflegepersonal oder die onkologische Pflegefachkraft mit Ihnen besprechen.
Hautausschlag / Juckreiz (Pruritus)
Zur Vorbeugung sollten Sie:
2x täglich fettende, unparfümierte und allergenfreie Hautsalben auftragen (z.B. vaselin- oder lanolinhaltige Salben)
pH5-neutrale Bade-/Duschöle verwenden
weiche Zahnbürsten und elektrische Rasierer nutzen um Mikrotraumatisierungen der Haut zu vermeiden
Ihre Haut vor UV-Strahlen schützen: vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung oder künstliche UV-Strahlung
Sollte trotz der Prophylaxe ein Hautausschlag auftreten, geben Sie umgehend ihrem behandelnden Arzt Bescheid. Dieser wird eine Therapie einleiten die sich am Schweregrad ihres Ausschlags orientiert. Sie wird sowohl systemisch (Tablettenform) als auch lokal (Salben) erfolgen. Vermeiden Sie das Ausdrücken der Pusteln (Infektionsgefahr!).
STRAHLENTHERAPIE
Teletherapie: die Bestrahlung einer Tumorregion erfolgt von außen, wobei die Strahlenquelle 80-120cm von der Körperoberfläche entfernt ist. Sie bildet die häufigste und wichtigste Form der Bestrahlung
Brachytherapie: umschreibt eine Kurzdistanztherapie bei der mit verschiedenen Techniken eine vorübergehende oder permanente Applikation sogenannter Radionuklide direkt an Organen oder Geweben erfolgt
Radionuklidtherapie: radioaktive Medikamente reichern sich durch orale Einnahme oder intravenöser Applikation direkt im Zielorgan an
Für die Teletherapie werden meistens sogenannte Linearbeschleuniger genutzt. Diese können auch Tumore die in der Tiefe des Körpers gelegen sind erreichen und bestrahlen. Durch die immer fortschreitende Entwicklung der Geräte werden Nachbarorgane und die Hautoberfläche weitestgehend geschont. Um das Strahlenfeld zu ermitteln erfolgt in der Strahlentherapiepraxis ein sogenanntes Planungs-CT. Eine sorgfältige Bestrahlungsplanung ist Voraussetzung dafür das „Ziel“ genau zu treffen und umliegendes gesundes Gewebe weitestgehend zu verschonen. Das verringert die möglichen Nebenwirkungen. Gleichzeitig ermittelt der Strahlentherapeut die nötige Energiedosis mit der bestrahlt wird. Diese wird in „Gray“ angegeben. Dabei wird eine Gesamtdosis errechnet, die dann fraktioniert über mehrere Sitzungen appliziert wird.
Bei der Brachytherapie (brachys = griechisch kurz) wird die Strahlenquelle in Applikatoren in ein hohles Organ (z.B. Enddarm, Scheide, Gebärmutter, Speiseröhre) oder direkt ins Gewebe (v.a. bei Brustkrebs oder HNO-Tumoren) eingebracht, von wo aus die Strahlung abgegeben wird. Die Reichweite der Strahlung ist sehr gering und dringt nur wenige cm ins Gewebe ein. Im gewünschten Gebiet ist die Strahlenbelastung damit sehr hoch, im umgebenden gesunden Gewebe hingegen nur schwach. Wie viel Strahlung abgegeben werden muss, wird im Vorfeld genau berechnet. Nach Beendigung der Bestrahlung werden die Applikatoren wieder entfernt.
Die Radionuklidtherapie findet z.B. bei Schilddrüsenkarzinomen Anwendung. Je nach Anwendungsbereich und Indikation stehen verschiedene Radionuklide, sowohl zur oralen Einnahme als auch zur intravenösen Applikation zur Verfügung. Radioaktives Jod reichert sich in der Schilddrüse an. Bei Knochenmetastasen werden Strontium und Radium genutzt. Bei dieser Form der Bestrahlung muss allerdings der Strahlenschutz gewährleistet werden, weswegen diese besondere Form der Strahlentherapie nur auf isolierten Stationen stattfindet. Die Patienten verbleiben dort so lange bis die Strahlung abgeklungen ist.
Speiseröhrenentzündung (Strahlenösophagitis)
Eine Speiseröhrenentzündung tritt vor allem dann auf, wenn bei der Teletherapie im Bereich des Mediastinums oder im Kopf-Hals-Bereich bestrahlt wird. Die Strahlen treffen nicht nur auf den Tumor, sondern auch auf die Schleimhäute, weswegen es zu unangenehmen und schmerzhaften Entzündungen kommen kann.
Um die Gefahr dieser Nebenwirkung zu mindern sollten Sie auf gezielte Schleimhautpflege setzen. Dazu können Sie sich z.B. einen Salbeitee mit 3EL Honig zubereiten und diesen entweder trinken oder als Mundspülung verwenden. Trinken Sie nicht mehr als 2 Tassen täglich.
Sollten Sie Salbeitee nicht mögen können Sie sich ein Mundpflege-Öl, dessen Hauptbestandteil Sanddornfruchtfleisch ist, besorgen. Dieses können Sie sowohl mit Quark/Joghurt einnehmen als auch im Mund und auf den Lippen auftragen und 10 Minuten einwirken lassen. Das Mundpflege-Öl darf allerdings bis zu 2 Std. nach der Bestrahlung und 4 Std. vor der nächsten Bestrahlung nicht verwendet werden!
Sollten Sie während Ihrer Strahlenbehandlung Schmerzen im Hals-Rachen-Raum verspüren, teilen Sie dies sofort Ihrem behandelnden Arzt mit! Durch lokal wirkende medikamentöse Therapien können Ihre Schmerzen gelindert werden.
Hautrötungen (Strahlendermatitis)
Unter der Strahlentherapie kann es zu einer entzündlichen Reaktion der Haut kommen, da nicht nur das Tumorgewebe, sondern auch das umliegende Gewebe bestrahlt wird. Wie auch bei der Speiseröhrenentzündung können Sie durch gezielte Hautpflege die Nebenwirkungen mindern.
Sprühen Sie das bestrahlte Hautareal großzügig mehrmals täglich mit einem Lavendel Hydrolat ein. Sparen Sie dabei die Markierung und die Klebefolie aus. Das Lavendel Hydrolat darf bis zu 2 Std. nach der Bestrahlung und 4 Std. vor der nächsten Bestrahlung nicht verwendet werden! An bestrahlungsfreien Tagen können Sie zusätzlich 2-3x tgl. nach Anwenden des Hydrolats 4-6 Tropfen der Pflegeölmischung „Mischung 8“ verwenden. Sparen Sie auch hier die Markierung und die Klebefolie aus.
Sie können auch Puder oder nicht wärmestauende Cremes (z.B. Radioderm, Bepanthen, Calendula) bis zu 2x tgl. dünn auftragen. Ihre Hautpflegemittel dürfen allerdings auf keinen
Fall metallhaltig sein!
Bei beginnender Hautrötung sollten Sie Ihren behandelnden Arzt informieren. Die betroffenen Stellen können Sie 2-3x tgl. mit lauwarmem Wasser und evtl. alkalifreier Seife waschen und trockentupfen. Zusätzlich das gerötete Areal kühlen. Solange die Hautrötung trocken ist und nicht nässt, können Sie Bepanthenol auftragen. Sollte die Rötung sich verschlimmern, anfangen zu nässen oder offene Wunden auftreten, sollte die Behandlung durch einen Arzt, oder einer Krankenschwester nach Anweisung des Arztes erfolgen.
Quellenverzeichnis
Literatur
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